TRAILER

Menschliche Dinge

Drama, Frankreich 2021, 98 min

Die Farels sind eine schrecklich perfekte Familie: Der bekannte Fernsehjournalist Jean (Pierre Arditi) und seine Frau Claire (Charlotte Gainsbourg), eine gleichfalls in der Öffentlichkeit stehende Pariser Feministin, haben sich zwar auseinander gelebt, sind aber in gutem Kontakt und vergöttern ihren Sohn, den gut aussehenden Alexandre (Ben Attal). Der reist für einen Auftritt seines Vaters von seiner kalifornischen Elite-Uni an und lernt bei einem Abendessen die Tochter von Mutters neuem Bekannten Adam (der großartige Mathieu Kassovitz) kennen. Am nächsten Morgen klingelt die Polizei. Das Mädchen Mila (Suzanne Jouannet) hat Anzeige gegen Alexandre erstattet - wegen Vergewaltigung. Was folgt, ist ein Medienspektakel - und ein Familiendrama. Viele Fragen, die spätestens seit #MeToo neu gestellt werden, kommen auf den Tisch. Was genau ist sexueller Konsens? Wo endet er, wo beginnt eine Vergewaltigung? Familie Farel ringt um ihre Reputation und glaubt das Recht auf ihrer Seite, kraft der gesellschaftlichen Position und des daraus resultierenden Selbstbewusstseins.
Regisseur Yvan Attal umkreist in immer enger werdenden Schleifen das brisante Thema nach Karine Tuils gleichnamigem Bestseller. Das Ergebnis ist ein Mischung aus Thriller und Gerichtssaaldrama. Charlotte Gainsbourg brilliert als Mutter, hin- und hergerissen zwischen ihren Überzeugungen als Feministin und einer Parteinahme für ihren Sohn, die auch vor Beeinflussungsversuchen und Strippenziehereien nicht halt macht. In seinen besten Momenten erinnert »Menschliche Dinge« an die gefährliche Doppelbödigkeit des großen Claude Chabrol.
Grit Dora