Es ist nur eine Phase, Hase

Ein gesamtgesellschaftliches Problem von nationalem Ausmaß soll hier verhandelt werden; das zeitliche Zusammentreffen von Ehe-, Sinn- und Libido-Krise, in der Mitte des Lebens, wo wir alle der Frage nachhängen: Das soll’s jetzt gewesen sein? Das Zauberwort heißt Alterspubertät, und seien Sie versichert, es betrifft Sie alle! Das einstige Traumpaar Emilia und Paul war bis eben mit der Aufzucht des Nachwuchses beschäftigt und hat so das Unheil gar nicht kommen sehen. Doch nun sollen sie den Blagen erklären, wieso Mama und Papa auf den alten Fotos so verliebt sind, dass die Kinder sie gar nicht wiedererkennen. Die Synchronsprecherin für Telenovelas und der ehemals erfolgreiche Buchautor wirken im elterlichen Schlafzimmer eher uninspiriert und suchen die Anregungen außer Haus, nicht ohne vorher durch intensive Klausuren am Stammtisch oder auf dem Spieleabend gehen zu müssen. Emilia läutet die titelgebende Phase ein, als sie auf einer Party Ruben trifft. Darauf folgen Geständnisse und Erkenntnisse, und in dieser Situation ergreift Emilia nun die Initiative und verordnet allen Beteiligten eine Auszeit. Was die drei Kinder Scheiße finden und Paul ins Exil treibt. Dank seiner Männerclique erwacht ein trauriger Trotz in dem Mann und treibt jetzt auch ihn aus seinem Loch; die Lehrerin seiner Tochter lockt ihn erst an und lässt ihn dann doch ganz schön alt aussehen. Selbstredend werden eine Handvoll Männerwitze bebildert und es wird dank der prall gefüllten Romanvorlage von Maxim Leo & Jochen Gutsch mit allerlei Ü45-Klischees hantiert. Die Alterspubertät wird dank des demografischen Bauchansatzes im Land zu einer fetten Zielscheibe, ehe der Streifen zum guten Schluss die Kinder ins Boot holt, damit die sich ordentlich ins Zeug legen und Mama und Papa zurück in den Hafen der Ehe rudern dürfen.
alpa kino