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Shane

Dokumentation/Musik, Großbritannien 2020, 130 min

Vor etwa 40 Jahren begann die Musikwelt Popstars und echte KünstlerInnen mit einem kleinen Wort zu unterscheiden, welches seinen Ursprung in der irischen Sprache hat: punk. Und seither gilt es, die Poseure von den unbestreitbaren Charakteren zu trennen. Echt bist du, wenn der irische Präsident Michael D. Higgins dir 2018 auf der Bühne der National Concert Hall zu Dublin einen Preis für dein Lebenswerk überreicht. Er schüttelt mit Shane MacGowan einem Mann die Hand, der seit seiner Jugend kaum mehr einen Tag nüchtern war, der die altehrwürdige Westminster School hin schmiss, um sich ein Stück Ohr abbeißen zu lassen bei einem THE CLASH Konzert, der in London als Stricher durch die Straßen zog, seine Bands THE NIPPLE ERRECTORS und POGUE MAHONE (irisch für: Küss meinen Arsch) nannte, der die Bibel, Flann O’Brien, Karl Marx und James Joyce las, seinen ersten Song in einer Irrenanstalt schrieb, der seit seinem vierten Lebensjahr die traditionelle, irische Musik zusammen mit einem Guinness einsaugt und beides mit atemberaubender Geschwindigkeit wieder auskotzt, vermengt mit Texten über die Toten am Strand, übers Vögeln, an die Wand pissen, über das Saufen, den Krieg der IRA, damals und heute, und also nicht zuletzt immer wieder übers Sterben. Als Frontmann, Stimme und Autor der legendären THE POGUES findet Shane schnell in die Umlaufbahn, welche ihm Gott am Weihnachtstag 1957 zugedacht haben musste; dieses schmale Bürschlein mit den schiefen Zähnen wird die irische Musik retten. Warum? Weil Gott selbst Ire ist … Dass es dann ausgerechnet das beliebteste Weihnachtslied der modernen Musikwelt, »Fairytale Of New York«, sein sollte, das dem Punk aus Tipperary erst zum Ruhm und dann zum Verhängnis werden würde … Gottes Wege sind unergründlich. Vor allem, wenn er einen sitzen hat. Dieser zweistündige Trank, den der großartige Julien Temple aus den Erinnerungen eines Mannes und aus über 40 Songs destilliert hat, und den er mit garantiert volltrunkenen Bildmaterial gemixt hat, leert sich zur Neige, wenn Nick Cave mit Shane MacGowan »Summer Of Siam« auf dessen 60. Geburtstag singt. Dann ist es gut, dass man sich gegenseitig ein, zwei Sicherheitsnadeln ins Ohr sticht … Um sich beweisen, dass man nicht träumt.
Rollo Tomasi

Buch: Julien Temple

Regie: Julien Temple

Darsteller: Shane MacGowan

Musik: The Pogues

Produktion: Infinitum Nihil, Nitrate Film

Bundesstart: 19.08.2021

Start in Dresden: 19.08.2021

FSK: ab 12 Jahren