Die Brücke von Ambreville

Drama, Frankreich 1999

Das Kino war von Anfang an ein Ort, an dem man dem Alltag entfliehen konnte. Man taucht in das Dunkel des Saales ab, um für kurze Zeit am Leben der Leinwandhelden teilzunehmen. Auch für die Hauptfigur in Die Brücke von Ambreville, Mina, wird die Leinwand zur Projektionsfläche ihrer Sehnsüchte. Welche Fluchtmöglichkeiten hat eine Kleinstadt in der Normandie 1962 sonst schon zu bieten ? Mina hat sehr jung, vielleicht zu jung, George geheiratet, einen bodenständigen und praktisch denkenden Mann, der sie sehr verehrt aber ihre Träume und Wünsche nicht kennt oder nicht versteht. Minas Leidenschaft und Träume drohen unter der Last des Alltags zusammenzubrechen.
Als die Bauarbeiten an einer Brücke über die Seine beginnen, kommt auch der junge Ingenieur Matthias nach Ambreville. Als sich Mina und Matthias zufällig kennenlernen, fühlen sie sich sofort voneinander angezogen. Beide stürzen sich in eine leidenschaftliche Affäre und Mina blüht sichtlich auf. Der jüngere und sensible Matthias scheint ihr all das zu geben was sie so lange entbehrt hat.
Im Mittelpunkt von Gérard Depardieus zweiter Regiearbeit steht seine Frau Carole Bouquet, die die Rolle der unerfüllten Ehefrau Mina hervorragend meistert. Neben Charles Berling als junger Liebhaber agiert Gérard Depardieu selbst als Minas Ehemann. Die Verfilmung des Romans von Alain Leblanc vermeidet übertriebene Melodramatik und lotet das Befinden der drei Hauptfiguren sensibel aus. Französisches Kino der feinsinnigen Art.