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Doch das Böse gibt es nicht

Drama, Iran/Deutschland/Tschechische Republik 2020, 152 min

Ein zugewandter Ehemann und Vater mit einer Bilderbuchkleinfamilie startet jeden Morgen sehr früh zur Arbeit. In einer tristen Kammer trinkt er seinen ersten Kaffee, an der Wand blinken Lämpchen, er drückt einen schwarzen Knopf - mit folgenschweren Konsequenzen. Wie schafft er es, Familienleben und Beruf zu trennen? Zwei junge Soldaten bekommen den Befehl zu töten. Verweigern sie den Befehl oder vollstrecken sie ihn? Und wie verändern ihre Entscheidungen ihre Leben?
Ein Arzt hat sich in die Einsamkeit zurückgezogen, gefangen in einem alten Trauma. Erst als ihn seine in Deutschland lebende Nichte in der Einöde besucht, erzählt er seine Geschichte. Warum übt er seinen Beruf nicht aus?
Alle Geschichten in »Doch das Böse gibt es nicht« handeln von der Praxis der Todesstrafe im Iran und dem individuellen Umgang damit. Fast schematisch kontrastiert Regisseur Mohammad Rasoulof das Grauen der Exekution mit dem Glanz der alltäglichen einfachen Verrichtungen. Schmerzhaft schön schneidet er dazwischen Bilder iranischer Landschaften. Klar benennt Rasoulof die existenziellen Herausforderungen, vor die ein absolutes Regime Menschen stellt und die schuldhaften Verstrickungen bei jeglicher Entscheidung. Der individuelle moralische Anspruch, der in Widerständigkeit mündet, verschont die Todeskandidaten, fordert aber andere Opfer. Oft sind dies die nahestehendsten Menschen. Rasoulof stellt die ewige Frage nach Gehorsam oder Verweigerung. Was tun? Dafür gab es den Goldenen Bären der diesjährigen Berlinale.
Grit Dora