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Milla Meets Moses

Komödie/Drama, Australien 2019, 118 min

Milla trifft auf Moses wie ein Ball ins Aus. Die Linie - eine Bahnsteigkante, der Einwurf - ein skurriler Deal; die australische Teenagerin Milla (Eliza Scanlen) schleppt den Straßenköter Moses (Toby Wallace), der ihr womöglich gerade das Leben gerettet hat, mit ins elterliche Heim. Um zu provozieren meint man, um Mom und Dad in ihrer klebrigen Fürsorglichkeit zu erschüttern, lernt man. Denn das Familiengebäude aus krebskranker Tochter, tablettensüchtiger Mutter und einem nach der Nachbarin schielenden Vater gehört mal ordentlich durchgelüftet. Ein obdachloser Gelegenheitsdealer scheint für das junge Mädchen genau der Richtige zu sein. Die Ex-Pianistin Anna (Essie Davis) und der Noch-Psychiater Henry (Ben Mendelsohn) staunen über die neue und bemerkenswerte Figur im Leben ihrer Tochter und geben dankbar den Spielball ab an Toby. Ihre eigenen Bemühungen, dem Kind mit seiner schweren Krebsdiagnose noch einen Weg aufzuzeigen, leiden unter Selbstmitleid und Psychopharmaka. Letztere kann auch Toby gut gebrauchen, er checkt die Vorräte von Millas Dad, fühlt sich gut versorgt hier und kümmert sich ehrlichen Herzens um Milla. Den Eltern rinnt nicht nur die Lebenszeit der Tochter aus der Uhr, es entgleitet ihnen damit auch ein wenig von ihrer eigenen Daseinsberechtigung. Und obendrein wird Toby nicht müde, ihnen den einen oder anderen Zahn bezüglich ihrer Selbstwahrnehmung zu ziehen. Apropos; das australische Original, welches Shannon Murphy gemeinsam mit Rita Kalnajeis nach deren erfolgreichem Bühnenstück erarbeitet hat, heißt »Babyteeth« und Millas Erwachsenwerden hat neben erster Liebe, nervigen Eltern oder baldigem Tod auch mit dem Verlust ihres letzten Milchzahns zu tun. Alles vermischt sich auf eine turbulente und ungekünstelte Art und Weise, Lügen, Leiden, Lachen und Schmerz, und es überrollt den Zuschauer in einer ehrfurchtslosen, aber emotionalen Welle. So, als spüle am Ende das Meer einfach alle Tränen fort.
Alpa Kino