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Corpus Christi

Drama/Komödie, Polen 2019, 115 min

Daniel, 20 Jahre alt, wird aus der Jugendhaft entlassen. Die Auflage: Er soll in einem entlegenem Sägewerk am anderen Ende Polens eine Wiedereingliederung als Zimmermann durchlaufen. Alternativen gibt es nicht, sein Herzenswunsch aber gilt einem anderen Ziel. Er will Priester werden. Während seiner Zeit im Gefängnis hat er Aufgaben eines Kirchendieners übernommen und Religiosität als Sinn stiftend erfahren. Ein Seminar zu besuchen, ist Daniel wegen seiner Vorstrafe verwehrt, doch auf der Reise zum Sägewerk schafft ihm ein Zufall die Gelegenheit, sich als Priester auszugeben. Er nimmt sie wahr, seine Berufung steht ihm klar vor Augen. Die kleine Kirchengemeinde, gepeinigt von einer nicht aufgearbeiteten Tragödie, ist dankbar für den neuen Gottesmann. Sein Charisma, die unkonventionellen Methoden, eine erstaunliche Empathie befrieden die Gläubigen und sorgen für neuen Zulauf. Doch lässt sich ein auf Lügen gegründeter moralischer Anspruch dauerhaft vertreten, die Gefahr des Auffliegens sicher bannen? Im Dorf gibt es Kräfte, denen Daniels Arbeit ein Dorn im Auge ist.
Drehbuchautor Mateusz Pacewicz entwickelte seinen brisanten Plot anhand wahrer Begebenheiten, er sprach mit Menschen, die vorgegeben hatten, Priester zu sein. Dramaturgisch raffiniert und streng minimalistisch inszeniert Jan Kosama das Drama eines Hochstaplers, der sich zwischen seinem Wunsch, in Nächstenliebe beizustehen und der Angst enttarnt zu werden, aufreibt. Der Thrill ist enorm, Tragikomik findet auch statt. Bartosz Bielenia spielt diesen Daniel in seiner Hybris und seinem Einfühlungsvermögen tief berührend. In seinem klaren ausdrucksstarken Gesicht leuchtet spirituelle Energie, flackert knastbedingte Aggression, strahlt immer wieder überbordende Lebensfreude. Für den außergewöhnlichen Film gab es diverse nationale und internationale Preise, Regisseur und Drehbuchautor wurden umgehend in die Academy berufen.
Grit Dora