Der geheime Roman des Monsieur Pick

Wie lässt sich Literatur gut vermarkten? Hilfreich ist ein geheimnisvoller Autor (Stichwort Elena Ferrante) oder besondere Lebensumstände von Schreibenden, Skandale oder eine auffallende Diskrepanz zwischen Leben und Werk. Dennoch bleiben die meisten Autoren ungedruckt. Was liegt näher, als eine Bibliothek der ungedruckten Bücher anzulegen? Auf einer Insel in der Bretagne hat ein Sammler eine solche angelegt. Die junge Verlagsangestellte Daphné will sich profilieren und spürt dort ein gehaltvolles Manuskript auf, das sie schnell auf den Markt bringt. Ein neuer Bestseller liegt in den Regalen. Autor ist der vor zwei Jahren verblichene bretonische Pizzabäcker Pick. Die Witwe ist überrascht vom posthumen Ruhm und der Vorstellung, dass ihr bescheidener Mann mehr notiert haben soll als Mehl- und Olivenölbestellungen. Ein berühmter Literaturkritiker wittert Verrat und begibt sich auf Spurensuche. Alsbald findet er sich auf dem Lande wieder und verdächtigt alle und jeden des Betrugs. Mit der nonchalanten Herablassung des Großstadtmenschen befragt er die Dorfbewohner und bleibt nicht nur an zähem Teig hängen. Stichhaltige Nachweise zu erbringen, erweist sich als schwierig - man lässt ihn freundlich auflaufen. Am skurrilen Ort der ungelesenen Geschichten bekommt die Selbstsicherheit des Kritikers spürbar Risse. Das hindert ihn nicht daran, einen Skandal zu provozieren, dessen Beben auch Paris erschüttert. Rémi Bezançons Film ist beinahe ein klassischer Whodunit. Er jongliert gekonnt mit Sein und Schein und nimmt sanft die Rituale des Literaturbetriebs aufs Korn. Seine freundlich-ironische Komödie überzeugt mit großer Leichtigkeit und brillanten Spielern - allen voran Camille Cotton als die aufklärungsunwillige Tochter des Pizzabäckers.
Grit Dora