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Aretha Franklin: Amazing Grace

Dokumentation, USA 2018, 89 min

Dass es vom meistverkauften Gospelalbum der Welt, „Amazing Grace - Aretha Franklin“ (Atlantic Records 1972), eine vollkommene Filmaufnahme gibt, wusste nicht nur der damals mit den Aufnahmen beauftragte Sidney Pollack sein Leben lang. Und doch kam erst 2007, ein Jahr vor Pollacks Tod, Bewegung in die Sache mit den Filmrollen aus der New Temple Missionary Baptist Church in Los Angeles. Das technische Problem mit der nicht synchronisierbaren Tonspur konnte der Filmemacher Alan Elliott schließlich beheben, doch nun sperrte sich die Queen des Soul selbst gegen die Veröffentlichung. Pietätvoll hielt Alan Elliott inne, als die Diva 2018 verstarb, doch dann stürmte er auf die Erben los und siehe da, die Zeitkapsel öffnet sich nun endlich für alle, die damals nicht dabei sein konnten. Begleitet wurde Aretha Franklin bei der erklärten Rückbesinnung auf ihre Wurzeln vom großartigen Reverend James Cleveland und dem Southern California Community Choir. Demütig steht sie hinter einem Mikrofon und gibt sich Song für Song dem quasi religiösen Real Book hin. Die 87 Minuten währende Andacht erlebt der Zuschauer, indem er umherfliegt wie ein verirrter Engel. Alan Elliott verzichtete auf jegliches Polieren der Bilder, Schneiden auf den Rhythmus der Musik oder die sonst üblichen Ideen. Statt dessen hüpft das Auge des Betrachter hin und her, erwischt Chor und Sängerin, beobachtet wie heimlich Publikum und Begleitung auf ihrem Weg zu Gott. Denn das ist diese musikalische Andacht in erster Linie; ein Gottesdienst, so, wie man ihn aus anderen baptistischen Kirchen auch kennt, voller Hingabe und Erfüllung. Voll von dieser erstaunlichen Gnade, die jenem Moment innewohnt, wo Menschen aus religiöser Überzeugung miteinander singen und tanzen.
Alpa Kino