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Creed 2 - Rocky's Legacy

Drama/Sport, USA 2018, 130 min

Kaum ist Silvester vorbei, taucht der gute alte Sylvester wieder ins kinematographische Geschehen ein. Unfassbar, wie man ein Drehbuch, einst von Sylvester Stallone selbst verfasst, nun zum siebenten Male auswringt. Wobei Numero Sei bereits ein so genanntes Spin-off, ein Ableger ist. Ein Produkt aus dem Bereich der Massenmedien und Unterhaltungsindustrie, welches aus einem anderen fiktiven Werk sozusagen „ausgelagert“ wurde, um es mal kurz umrissen zu haben. Nachdem »Rocky Balboa« in Teil 6 letztmalig selbst mit 60 im Ring stand und man es vermeiden wollte, die Rockyidee in eine geriatrische Boxreihe abgleiten zu lassen, kamen pfiffige Drehbuchautoren auf die hervorragende Idee, bereits im Vorgänger »Creed - Rocky’s Legacy« doch einfach nun den fiktiven Nachwuchs einiger Protagonisten in den Ring zu werfen. In dem Falle Adonis „Donnie“ Johnson (Michael B. Jordan), der Sohn einer außerehelichen Geliebten des verstorbenen und ehemaligen Schwergewichts-Champions Apollo Creed den Rocky einst den Weltmeistertitel abnahm. Nachdem Rocky Donnie in Teil I einst trainierte, möchte man jetzt inhaltlich dramatös aber noch mal ne zornige Schippe drauflegen. Inzwischen und das gleich zu Beginn, hat es Donnie Creed zum Boxweltmeister im Schwergewicht geschafft. Allerdings wird sein Sieg etwas dadurch getrübt, dass er den Titel einem in die Jahre gekommenen Champion abgenommen hat, der seinen Zenit, zur Gerlinde gesagt, bereits etwas überschritten hatte. Das wurmt natürlich Donnie und gibt den Drehbuchautoren die Chance noch mal scharf in der Nachwuchskartei zu wühlen und kongenialer Weise Viktor (Florian Munteanu), den Sohnemann von Ivan Drago (Dolph Lundgren), hervorzuzaubern, der einst Donnies Vater Apollo in einem Showkampf totschlug und in einem weiteren Kampf von Rocky schlussendlich besiegt wurde. Ivan macht sich nun Donnies Befindlichkeit zu nutze und fordert ihn heraus, mit seinem Sohn um den Titel zu kämpfen. Selbstverständlich ist Rocky komplett dagegen, diese Herausforderung anzunehmen, doch zu sehr ist Donnie in seinem Stolz verletzt und willigt ein. Donnie rekrutiert zunächst als Ersatz für Rocky Tony „Little Duke” Evers, den Sohn des Trainers seines Vaters und langsam frage ich, warum der Film nicht »Väter & Söhne« heißt?
Während Rocky seinerzeit noch im gesellschaftlichen Abseits stand und notgedrungen Schweinehälften al dente boxte, lebt nun Familie Drago in prekären postsowjetischen Verhältnissen und trainiert zwischen halb verfallenen grauen Plattenbauten mit abgewohnten und nach Turnhalle riechenden Medizinbällen. Während die Verteilung von Gut und Böse in »Rocky IV« noch ähnlich gelagert war wie bei den imperialistischen Agitprop-Krachern „Teil II“ und „Teil III“, weiß man mittlerweile in »Creed 2« bis einschließlich des Grande Finale nun tatsächlich nicht wirklich recht, wem man denn nun die Daumen drücken soll. Schönes Ding.

Ray van Zeschau (53. POS, Boxen: Note 2, 1979)
Ray van Zeschau