Endzeit
Zombie or not Zombie, that is the question, würde der Berliner sagen und am Ende der Zeit muss man sich tatsächlich fragen, ist das nun´n Zombiefilm oder ist das´n Zombiefilm und wie kommt man überhaupt drauf nach gefühlt 695 Zombiefilmen seit 1932 ausgerechnet noch einen zu drehen? Da müsste man sich im Prinzip bei Regisseurin Carolina Hellsgård erkundigen, die mit diesem Film wohlmöglich die Absicht verfolgte, einen feministischen Ökofilm zu drehen. Sozusagen einen Zombie*_Innen-Film against CO2. Denn offensichtlich scheint die Natur höchstselbst diese zombiöse Epidemie ausgelöst zu haben, um ein - nennen wir es mal - natürliches Gleichgewicht wieder herstellen zu können. Da Deutschland ja bekanntermaßen der größte Klima- und Umweltsünder über allem ist, ist es natürlich nicht verwunderlich, dass die Epidemie auch hier ausgebrochen ist. Die einzigen deutschen Städte, die die Zombie-Apocalypse überlebt haben, sind ausgerechnet das zur Festung ausgebaute Weimar und Jena und ich frage mich zugleich, warum ich das in gewisser Weise irgendwie belustigend finde, und das Thema Zombie im Kontext mit Weimar und Jena eine etwas relativierende Wirkung auf mich ausübt? Ich stelle mir gerade Claus Kleber vor, der mit ernster Miene den bedeutenden Satz spricht: „Zombies in Thüringen gesichtet!“ Wie klingt denn das? Das hat sowas von „Wir drehen die Wurst genügend lange, wir brauchen keine Bratwurstzange“.
Das mit Weimar und Jena könnte man ja noch verknusen, wenn sich nicht die Regisseurin damit aufhalten würde uns unbedingt die Muster und Regeln des Genres umständlich erklären zu wollen. Das ist uns ungefähr seit 87 Jahren bekannt und die Wende ist auch schon wieder 30 Jahre her. Davon abgesehen möchten die 22-jährige Vivi (Gro Swantje Kohlhof) und die 26-jährige Eva (Maja Lehrer) unabhängig voneinander einfach nur noch weg aus Weimar, da dort hinter den Mauern der Schutzräume ein strenges Regime herrscht, und die Einschränkung der persönlichen Freiheit ihnen schwer zu schaffen macht. Da man sich in Jena Verbesserung erhofft, fahren beide in einem Shuttlezug Richtung Osten. Als der Zug unerwartet mitten im thüringischem Nichts festsitzt, bleibt ihnen nun gemeinsam nichts anderes übrig, als den Weg durch die Natur, um zu ihrem erhofften sicheren Ziel zu gelangen. Auf ihrer Reise durch die Apokalypse stellen sie erstaunt fest, wie in der zweijährigen Abwesenheit des Menschen eine berauschend schöne Natur die Oberhand gewonnen hat. Ja kennt man im Prinzip von Tschernobyl. Neben vereinzelten bemoosten Zombies treffen sie auch auf ein seltsames Hybridwesen (Trine Dyrholm) aus Mensch und Pflanze. Verkörpert ausgerechnet diese Symbiose einen möglichen Neuanfang der Welt? Der Mensch wieder vereint mit der Natur? Letztendlich wird aber die Gefahr durch die nahenden Zomben immer größer und Vivi und Eva müssen sich beeilen, um das sichere Jena schnellstmöglich zu erreichen. Schade, dass diese Hybrididee nicht weiter beleuchtet wird, sondern der Film fix wieder den 87-jährigen Mustern des Zombie-Genres Platz macht. Greta hätte sich sicher gefreut.
Ray van Zeschau (Flugbeschämter)
Buch: Olivia Vieweg
Regie: Carolina Hellsgård
Darsteller: Gro Swantje Kohlhof, Maja Lehrer, Trine Dyrholm, Barbara Philipp, Axel Werner, Amy Schuk, Muriel Wimmer, Marco Albrecht, Yûho Yamashita
Kamera: Leah Striker
Musik: Franziska Henke
Produktion: Grown Up, ZDF, Arte, Ingelore König, Christian Cloos, Doris Hepp, Birgit Kämper
Bundesstart: 22.08.2019
Start in Dresden: 22.08.2019
FSK: ab 16 Jahren