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Westwood: Punk, Icone, Activistin

Dokumentation, Großbritannien 2018, 84 min

Normalerweise kamen Trends und subkulturelle Exzesse vor der Erfindung des Internetzes meist in folgender Abfolge nach Deutschland: Irgendein Verrückter ließ in den USA einen verhaltensoriginellen Pups, welcher anschließend ca. zehn Jahre brauchte, um mit dem Golfstrom nach England zu gelangen. Von Great Britain über den Kanal benötigte das Ganze dann per Autofähre bis zu uns dann nicht mehr ganz so lange. Als es die fetzige DDR noch gab, brauchte das neue Ding noch einmal Zeit, um auch den antifaschistischen Schutzwall überwunden zu haben, was meist über Westberlin am besten funktionierte und Ostberlin diesen fälschlichen Nimbus hoher progressiver Kreativität verlieh. Für den Rest der Repube - und vor allem Dresden - verlief es mit der Verbreitung aber eher zäh, was vor allem mit der Wohnlage im Tale zu tun hatte, wo so einige Novitäten einfach so über die Stadt hinwegpfiffen. Wir hatten ja nüscht! Vivienne Westwood hatte damals auch nicht allzu viel, aber die Freiheit zu reisen, die sie und ihr damaliger Lebensabschnittsverschönerer Malcom McLaren nutzten, um mal in die USA zu düsen und zu schauen, was es da so mit dem Punk auf sich hatte. Voll mit neuen Eindrücken und Inspirationen kehrten beide nach London zurück, benannten ihren Modeladen »Too Fast To Live, Too Young To Die« in »Sex« um und wechselten das Sortiment. Vivienne Westwood verlieh Punk neue Impulse, setzte ihren persönlichen Stempel auf und entwickelte sich unaufhaltbar zur Ikone des subkulturellen Modedesigns. Nun nahm sich Regisseurin und Drehbuchautorin Lorna Tucker, die selbst als Model gearbeitet hatte, der Biografie ihrer langjährigen Freundin an, um in ihrem Filmdebüt ein Portrait über eine außergewöhnlich starke und bemerkenswerte Frau, eine der schillerndsten Figuren der Modewelt zu zeichnen, die finanzielle und private Krisen überstand und sich immer wieder neu erfunden und nach oben gekämpft hat. Für einen Zeitraum von drei Jahren begleitete Tucker Vivian Westwood auf all ihren Wegen, unter anderem in dem entscheidenden Jahr, in dem sie mit ihrem Label Shops in Paris und New York eröffnete, was neben dem Erfolg jedoch auch mit jeder Menge Stress und Arbeit verbunden war. Westwood wird mittlerweile im selben Atemzug wie andere Größen der Modebranche genannt, doch leitet sie ihr Label nicht nur kreativ, sondern auch geschäftlich. In der Doku kommen Wegbegleiter, Freunde und Vivienne Westwood selbst zu Wort, zudem geht Tucker auch immer wieder auf einzelne Schlüsselmomente in Westwoods Vergangenheit ein. Vivienne war natürlich bereits als Kind anders als die anderen Kinder: kreativer neugieriger und vor allem frecher. Aber sie wusste lange nicht, in welche Kanäle sie ihre ungezügelte Energie leiten sollte. Erst Malcolm McLaren konnte die ideale Richtung vorgeben. Er weckte ihre Leidenschaft, zu kreieren und zu lernen - eine sich im kreativen Bereich gegenseitig befruchtende Beziehung durch und durch. Wenn sich beide nicht begegnet wären, würde es vielleicht diese Dokumentation nicht geben. Gott sein Punk!

Ray van Zeschau (Geschmacks-Ikone)

Regie: Lorna Tucker

Darsteller: Vivienne Westwood u.a.

Kamera: James Moriarty

Musik: Dan Jones

Produktion: Finished Films, Roxanna Films, Sharp House, Wallflower Film, John Battsek, Shirine Best, Nicole Stott

Bundesstart: 20.12.2018

Start in Dresden: 20.12.2018

FSK: o.A.