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Glücklich wie Lazzaro

Drama, Italien/Deutschland 2018, 128 min

Kino wird zu Magie, wenn die Geschichte gar nicht dort spielt, wo man die ganze Zeit hinschaut. Oder wenn der Held gar keiner ist. Eher ein armer Tropf, dem alle gern und schnell ihr Bündel anhängen. Lazzaro (Adriano Tardiolo) trägt beides. Das Bündel und die Geschichte. Demütig geht er allen zur Hand, nimmt ihnen Arbeit ab, damit ihnen ihr Los leichter fällt. Und die kleinen Glücksmomente ernähren ihn bestens; es scheint, als lebe er von der Luft, welche die anderen beim Lachen ausstoßen. Meist schauen sie jedoch durch ihn hindurch, wie durch ein Gefäß, in das die ärmlichen Bauern ihre schmalen Wünsche einlassen. Die Marquesa Alfonsina de Luna (Nicoletta Braschi) gibt einer Schar von Landarbeitern reichlich Arbeit und ein karges Brot. Nebenher beutet sie auch ihre Seelen aus. Indem sie wachsam und darauf bedacht ist, den Menschen nicht das große Geheimnis zu verraten. Es gibt nämlich außerhalb der Tabakplantage von Inviolata, das wie aus der Zeit gefallen scheint, andere, größere Ortschaften, ja sogar Städte. Und die Leibeigenschaft ist auch seit hunderten Jahren verboten…
Routiniert setzt Regisseurin Alice Rohrwacher mit diesem Trick ihre Vision vom italienischen Neorealismus in Szene, traumhaft schwebt die Kamera zwischen den Charakteren und zeigt die offene Schere zwischen Arm und Reich, Geheimnis und Verrat, Egoismus und Selbstlosigkeit. Um Lazzaro erneut das Heft des Handelns in die Hand zu drücken, führt Rohrwacher den Sohn der Marquesa ein, Tancredi (Luca Chikovani), der schon allein um seiner Freundschaft zu Lazzaro Willen das ganze Lügengebäude zum Einsturz bringen wird. Gemeinsam planen sie die Flucht aus Inviolata. Einen Tod und eine Auferstehung später erfahren die Dorfbewohner das ganze Ausmaß ihrer Ausbeutung.
Alpa Kino