Sunshine - Ein Hauch von Sonnenschein

Istvan Szabó hat seinen neuen Film vorgelegt. Der 3-Stunden-Streifen handelt von den letzten einhundert Jahren ungarischer Geschichte, erzählt am Beispiel von fünf Generationen der wohlhabenden jüdischen Familie Sonnenschein, später Sors. Dabei finden sich die Protagonisten der Familie in den verschiedensten politischen Fraktionen wieder. So ist z.B. der Patriarch und Begründer des Wohlstandes der Familie Emmanuel - er vertreibt sehr erfolgreich einen Likör nach der Geheimrezeptur seines armen Vaters namens Sonnenschein - ein frommer Jude, der sich von den politischen Dingen des Kaiserreiches fern hält, sein Sohn Ignatz macht als Liberaler Karriere und sein Bruder Gustave beteiligt sich führend bei den revolutionären Linken. Neben den bekannten Gräuel der Nazizeit spielen die antisemitischen Ausfälle des stalinistischen Systems eine wichtige Rolle.
Ralph Fiennes (»Der englische Patient«) spielt unter dem Make-Up von Erzsébet Forács! beachtenswerte drei männliche Familienoberhäupter. Die Dreharbeiten begannen 1998 in Ungarn und fanden fast ausschließlich in Budapest und dessen Umgebung statt. Szabós langjähriger Freund und Kameramann Lajos Koltai, der schon bei »Mephisto« und »Hannussen« die Bilder einfing, sagt über den Film: „Es ist eine sehr wichtige Geschichte über Mitteleuropa und was dort geschah…“ Am Rande, aber eben nur dort, stellt der Film ein paar sehr unangenehme Fragen und bietet einen ungewöhnlich kompakten und emotional beeindruckenden Rückblick auf ein monströses Jahrhundert - eine der Eingangsszenen zeigt die Silvesternacht 1899, die Hoffnung der friedlich lebenden Menschen der K. & K. Monarchie auf ein glückliches 20. Jahrhundert.
thomas haufe