Die Stadt ohne Juden

Stummfilm/Drama, Deutschland 1924, 80 min

Der Film basiert auf einem zwei Jahre zuvor erschienenen gleichnamigen Roman mit dem Untertitel »Roman von übermorgen«.
Aus heutiger Perspektive wird ihm in Bezug auf die Geschehnisse im Dritten Reich völlig zu Recht prophetische Weitsicht zugeschrieben. In einer Stadt der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, im Film Utopia genannt, gibt es alles andere als utopische Visionen. Verlustgefühl, soziale Spaltung und Depressionen bestimmen die Gemütslage. Inflation und Arbeitslosigkeit heizen die Stimmung an. Das Volk fordert die Ausweisung der Juden, die es für die negative Entwicklung verantwortlich macht. Der Bundeskanzler „Dr. Schwerdtfeger“ setzt sich aus taktischen Gründen an die Spitze dieser Bewegung und begründet in seinen Reden vor dem Parlament die Unmöglichkeit eines Zusammenlebens mit den Juden. Ihre Vertreibung ist beschlossene Sache. Doch statt des wirtschaftlichen Aufschwungs tritt der kulturelle Verfall ein. In den Theatern läuft nur noch nationaler Kitsch, die Kaffeehäuser stehen leer, der Handel geht zurück. Bundeskanzler Schwerdtfeger beginnt seine Entscheidung zu bereuen…
Neben den durchaus aktuellen Bezügen eines fast hundert Jahre alten Stummfilms zur heutigen Politik beeindruckt seine optische Gestaltung. Eindeutig expressionistische Bildsequenzen wechseln mit längeren realistischen Szenen.