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Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes

Komödie/Drama, Deutschland 2017, 104 min

Ein junger Filmemacher aus der Mittelschicht auf der Suche nach Filmförderung und Freundin wird vom Arbeitsamt zu einem Job verdonnert: Julian (Julian Radlmaier) muss als Erntehelfer auf einer Apfelplantage anheuern. Seiner Angebeteten, Camille (Deragh Campbell) aus Kanada verkauft er diese schnöde Tatsache als Recherchearbeit für einen kommunistischen Märchenfilm. So landen die beiden in der Mark Brandenburg und treffen im ausbeuterischen Scheinidyll unterm Apfelbaum auf ziemlich skurrile (und internationale) Vagabunden, wie einen stummen Mönch mit magischen Kräften und einem harten Knall und einen den amerikanischen Traum lebenden Vorzeigearbeiter.
Die Arbeit ist hart, Streik wird diskutiert, es geht sogar jemand tot, wenn auch versehentlich. Julian manövriert sich in der wilden Gemengelage zusehends ins Aus. Ein kurzer Flirt mit linken Idealen ist das eine, über eine längere Strecke den wilden Filmemacher und überzeugten Kommunisten zu performen, etwas ganz anderes. Die Apfelplantage namens „Oklahoma“ als Schauplatz dieser „politischen Komödie mit magischen Wendungen“ ist ein prima Setting für Fragen zu gesellschaftlichen Utopien. Echt Kniffliges wird verhandelt. Wer würde im real praktizierten Kommunismus die öffentlichen Toiletten putzen? Würde es nicht wieder die üblichen Verdächtigen treffen?
Der junge Filmemacher Julian Radlmaier hat mit seiner Abschlussarbeit ins Schwarze getroffen. Als Regisseur und Hauptdarsteller erinnert Radlmaier in Optik, Ausstrahlung und Ambition an Xavier Dolan, kommt aber deutlich ironischer, bescheidener, einfach sympathischer rüber.
Seine satirische Burleske oder burleske Satire, den Schwerpunkt kann man nach Gusto legen, spielt mit Vorbildern wie Chaplin, Godard und gar Pasolini, den guten alten Fassbinder nicht zu vergessen. Der Windhund, in den Julian sich im Film verwandelt, ähnelt dem aus den Simpsons.
Total abgefahrener Film!
Grit Dora