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Sully

Drama/Biographie, USA 2016, 96 min

Bei einem Film dieser Größenordnung wundert sich der Rezensent: Was ist hier kraftvoller? Die Geschichte des US-Piloten Chesley „Sully“ Sullenberger, der 2009 vor der New Yorker Skyline einen Airbus A320 auf dem Hudson River notlandete? Oder der Umstand, dass mit Clint Eastwood und Tom Hanks zwei der herausragendsten lebenden Filmikonen erstmals gemeinsam einen Film machten? Die Antwort bietet womöglich der Film selbst. Regisseur Eastwood gelingt es, die Geschichte von Sully nicht zu einem Heldenepos verkommen zu lassen. Im Gegenteil, wie bereits in so vielen anderen seiner Filme steht die Psyche des Hauptcharakters im Fokus. Die Notlandung traf New York zu einer Zeit, in der es der Stadt nicht gut ging. Menschlichkeit und Selbstlosigkeit schien angesichts der Finanzkrise verloren, selbst Helden wurde Egoismus und Korruption unterstellt. In diese Themen wird der von Tom Hanks verkörperte Sully eingebettet. Er muss sich vor einem Untersuchungsausschuss verantworten und statt der mutigen Rettung von 155 Menschen sieht er sich mit deren fahrlässiger Gefährdung konfrontiert. Ein Umstand, der nicht nur ihm zu schaffen macht, sondern auch seiner Crew und Familie. Captain Sully selbst litt nach Flug 1549 an Depressionen und Schlaflosigkeit und erklärte, dass es nur die Unterstützung der vielen Meldungen aus der Nation war, die ihn nicht völlig durchdrehen ließen. Ein Brief sprach von verlorenem Glauben, der durch Sullys Tat zurückgekommen wäre. Schade, dass der Captain mittlerweile im Ruhestand ist, sonst hätte ich gern gesagt: Lieber Sully, schaut man sich die heutigen USA an, wäre es wohl mal wieder Zeit für eine Notlandung.
Viktoria Franke