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Toni Erdmann

Drama/Komödie, Deutschland/Österreich/Rumänien 2016, 162 min

Toni Erdmann, der eigentlich Winfried Conradi heißt, ist der coolste Lehrer you've ever seen.
Ob er einmal Musik unterrichtet hat, wird nicht ausgeführt. Wenn, dann nicht an einer staatlichen Schule (zumindest nicht in Sachsen). Nun ist er im Rentenalter und verdient sich ein paar Groschen mit Privatunterricht dazu. Da jedoch sein augenscheinlich einziger Schüler gerade das Handtuch geworfen hat, ergeben sich ungeahnte Freiräume.
Toni hat eine Tochter Ines - eigentlich zwei, aber die eine ist nur als Ersatz engagiert, weil die erste so wenig Zeit hat (O-Ton Erdmann). Ines arbeitet als „Unternehmensberaterin“ in Rumänien und Toni nutzt seine freie gewordene Zeit, um ihr einen spontanen Besuch abzustatten.
Dabei kann er seinem Affen so richtig Zucker geben, seinem skurrilen Humor, der schon in der Eingangsszene einen verdatterten Postboten zurücklässt, freien Lauf lassen. Mit einer unvergleichlichen Art, durch das Spiel mit verschiedenen Identitäten und sein ganzes eigenwilliges Auftreten, bei dem die Gegenüber oft nicht wissen, ist es jetzt Spaß oder Ernst, wirbelt er dabei Ines’ Leben gehörig durcheinander und provoziert völlig irrationale Reaktionen, die in der Big-Business-Welt, wo scheinbar alles unter Kontrolle ist, mehr als ungewöhnlich sind.
Der Jury in Cannes war das leider keinen Preis wert, obwohl der Film dort von Kritikern und Publikum gefeiert wurde. Lag das nun daran, dass Toni zu skurril daher kam oder war er den Juroren nicht schräg genug? Ich befürchte Ersteres, was leider gar nicht für die Innovationskraft des weltgrößten Filmfestivals spräche.
Hätte er diese ganze Macht-Sex-Geld-Ausbeutungs-Maschine noch mehr bloß stellen sollen? Verdient hätte sie's. Doch das wäre ein ganz anderer Film geworden.
Shunya