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Jeder stirbt für sich allein

Drama, Deutschland/Frankreich/Schweiz/Großbritannien 2016, 100 min

Als Buch war es der letzte große Roman von Rudolf Ditzen alias Hans Fallada, der mit »Kleiner Mann - was nun?« weltbrühmt wurde und damit einen ganzen Verlag rettete (rowohlt, Anfang der 30er Jahre).
Fallada emigrierte während der NS-Zeit nicht, war aber nicht gut gelitten und „überwinterte“ als missliebiger Autor ohne nennenswerte Aufträge in einer kleinen Gemeinde In Mecklenburg, Carwitz bei Feldberg.
Nach dem Krieg pflegte die DDR einen sehr ambivalenten Umgang mit ihm. Er eignete sich nicht als Vorzeigefigur im stalinistischen SED-Staat: war weltbekannt, politisch eher links-liberal, aber aus einem bürgerlichen Elternhaus und kein Arbeiterautor, unkonventionell, psychisch labil und auch morphiumsüchtig. Einerseits baute Johannes R. Becher (erster Präsident des Kulturbundes und Kulturminister der DDR) eine fast freundschaftliche Beziehung zu ihm auf, half ihm 1945/46 im schwer zerstörten Berlin, wieder Fuß zu fassen und animierte ihn, aus der Gestapo-Akte über das Ehepaar Hampel einen Roman zu verfassen. Andererseits brachte man es fertig, aus eben jenem Script wichtige Passagen zu streichen bzw. sie zu ändern, um nur kein schlechtes Licht auf die kommunistische Partei fallen zu lassen. Das Werk - detailliert und kenntnisreich von großer Erzählkunst, ein echter Fallada und ein großartiges Stück deutscher Literatur - über besagtes Ehepaar, das nach dem Verlust des Sohnes an der Front die allgegenwärtige Angst überwindet und mittels selbstverfasster und -verteilter Postkarten und Briefe in Berlin 1941/42 versuchte, gegen die Nazis zu agitierten und ihnen Paroli zu bieten, erschien 1947 kurz nach Falladas Tod, sorgte für Aufsehen und belegt, dass es im deutschen Volk nicht nur Nazionalsozialisten, Mitläufer und kommunistische Widerständler gab sondern auch ganz normale Leute, die Herz & Verstand am rechten Fleck hatten.
Nach der Jahrtausendwende, über 60 Jahre nach Falladas Tod, kam der Anstoß aus dem Ausland, aus Frankreich, sich des Originals anzunehmen und die ungekürzte Fassung stürmte in mehreren Ländern die Bestsellerlisten.
Mit der internationalen Koproduktion, in der Brendan Gleeson und Emma Thompson ein großartiges Ehepaar Quangel spielen und Daniel Brühl als Kommissar Escherich - er ist den „Tätern“ lange, aber erfolglos auf den Fersen und laut Roman möglicherweise der Einzige, bei dem die Botschaften etwas bewirkten - ihnen ebenbürtig agiert, liegt uns nun eine Neuverfilmung vor, die der Qualität des Romans in nichts nachsteht.
TCR