Mustang

Drama, Frankreich/Türkei/Deutschland 2015, 94 min

In der Türkei sieht das Maximal-Ziel einer korrekten Mädchen-Erziehung vor, dass eine junge Frau, wenn sie in Haushaltsdingen umfassend gebildet, körperlich unversehrt und sich dem Manne alles in allem als gefügig erweist, schnellstmöglich verheiratet werden kann. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit jedoch, und schon läuft der ganze Plan Gefahr, in einer unfassbaren Katastrophe zu enden. Dann muss alles sehr schnell gehen. Wie im Fall von Lale und ihren Schwestern. Die fünf Mädchen leben als Waisen bei ihrem Onkel und dessen Mutter. Auf dem Weg von der Schule nach Hause kommt es zum Skandal. Sie tollen ausgelassen den Strand entlang, stürzen sich in kompletter Schuluniform in die Wellen und wagen es, beim Reiterspiel auf den Schultern der Jungen zu sitzen. Dieses Vergehen hat zur Folge, dass sie fortan unter strengen Hausarrest stehen und sich noch intensiver beschäftigen müssen mit dem Hausfrauen-Handwerk; kochen, putzen und nähen. Widerspruchslos verzichten die Mädchen nicht auf ihre Jugend und rebellieren erst recht. Den Erwachsenen kriecht die Angst in die Kleider, irgendetwas Unkontrollierbares, etwas Sexuelles, etwas ganz Fürchterliches könnte passieren. Lale, die Jüngste, muss zusehen wie sich alle ihre Schwestern in die vorgegebenen Schablonen pressen lassen. Regisseurin Deniz Gamze Erguven hat die Geschichte selbst erlebt und demonstriert respektvoll und vielschichtig, dass diese Art von Erziehung für sie keine Zukunft hat. Einzig Lale folgt ihr auf diesem Weg.
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