69 Tage Hoffnung

Drama, USA/Chile 2015, 127 min

Wenn im realen Leben ein Ereignis dramaturgisch so spannend abläuft und noch dazu medial bis ins kleinste Detail verfolgt wird, dass es einem wie inszeniert vorkommt, dann ist klar, dass eine Hollywoodverfilmung nicht lange auf sich warten lässt. Das Grubenunglück von San José in Chile vor gut fünf Jahren war so ein Ereignis mit allem Drum und Dran: Der Arbeiterklasse, die für einen Hungerlohn ihr Leben riskiert, um für die Reichen Gold abzubauen; den Gierschlunden wiederum, die nicht genug für die Sicherheit tun und damit einen Bergschlag in Kauf nehmen; dann den Helden in 700 Meter Tiefe, die sich von der hoffnungslosen Situation nicht aus der Ruhe bringen lassen und mittels Videobotschaften Kontakt zur Außenwelt herstellen; der Öffentlichkeit, die zusammenhält und einen Plan schmiedet, wie die Verschütteten zu retten sind; und schließlich der spektakulären Rettung aller 33 Unglücklichen nach über zwei Monaten. Bereits während des Ausharrens konnten die Arbeiter ihre Situation selbst gut reflektieren, erkannten das filmische Potential. Sie waren dann auch klug genug, sich einen Anwalt zu nehmen, der dafür sorgen sollte, dass beim großen Geldverdienen hinterher auch an sie gedacht würde. Zunächst erschien die Geschichte in Buchform, und für die Verfilmung konnte eine Riege von Stars gewonnen werden.
Das klingt viel versprechend, nur ist es aber leider so, dass zu viel Realität dem Katastrophenfilm gar nicht so gut tut, einem Genre, das doch von der Überwindung des Unmöglichen lebt. Die Inszenierung in den Medien damals war spektakulär und aufregend - der Film, der dramaturgisch zu sehr auf die bekannten Mittel setzt, wirkt hingegen lahm und - das ist das Paradoxe - letztendlich unglaubwürdig. (Dass die Überlebenden nun auch noch klagen müssen, weil ihr Anwalt sie scheinbar doch über den Tisch gezogen hat, ist jedoch ein wesentlich bitterer Aspekt der Geschichte als das schlechte Drehbuch.)
Felix