Im Schatten der Frauen

Drama, Frankreich 2015, 73 min

Es geht um die Liebe. Immer. Sie ist, was sie ist. Pierre (Stanislas Merhar) und Manon (Clotilde Courau) sind ein hübsches Paar, die Arbeit als Filmemacher gibt ihnen beiden, bei aller Kargheit im Dokfilm-Metier, etwas Raum und Gelegenheit, das Leben zu genießen. Manon kostet schon davon, während Pierre im Stillen zaudert. Als Pierre die flotte Elisabeth (Lena Paugam) kennen lernt, zögert er vielleicht eine Sekunde, überlässt dann aber ihr die Entscheidung, etwas mit einem verheirateten Mann anzufangen. Ihre Bewunderung imponiert ihm, und so schleichen sie in eine Affäre. Es geht immer um eine Affäre. Um Leichtsinn, die Vernunft und den Schmerz. Doch bis zum Schmerz wiegt sich Pierre in dem Glauben, sich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden zu können. Es nicht zu müssen. Schenkt Manon Blumen als stillen Trost. Beobachtet durch seine Kamera andere Menschen beim Lügen und gibt sich schockiert, wenn seine Geliebte ihm die Augen öffnet. Manon geht auch zu einem anderen Mann…
Inszeniert ist dieser urfranzösische Stoff in satten schwarz-weißen Cinemascope Bildern, so, als käme die Filmrolle geradewegs aus den Kellern der Cinémathèque Française. Die großen Vorbilder haben Regisseur Philippe Carrel wundervolle Szenen eingeflüstert und er benutzt deren Schlichtheit ganz offensichtlich, um dem Spiel seiner drei Figuren nicht die Kraft zu rauben. Im Gegenteil, wie auf einer stillen Bühne strahlen seine Helden, spielen sie doch die immer gleichen Dinge des Lebens durch. Welche von einer zärtlichen Kamera beobachtet und einem allwissenden Off-Kommentar moderiert werden. Nicht ohne etwas liebevollen Spott. Der gilt vor allem dem so verwundbaren Ego des Mannes. Der Zaudernde wird zum Beleidigten. Mahnte der Dichter einst noch, die Liebe sei lächerlich und unsinnig, treffen die Worte der Mutter Manons noch etwas zielsicherer; kein Mann sei es wert, sein Lebensglück für ihn zu opfern. Jawohl. Aber was ist mit der Liebe? Ist sie nicht, was sie ist? Manon weiß schon, wie sie es anstellen muss. Denn wo Schatten ist, ist auch Licht.
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