Familienfest

Drama, Deutschland 2015, 95 min

Zu seinem 70. Geburtstag lädt ein grummeliger Patriarch (Günther Maria Halmer) seine Familie aufs Anwesen, die sich schnell als großes Ensemble schief geratener Figuren entpuppt: Seine harmoniesüchtige Frau (Michaela May) hat seine saufende Ex dazu geladen (Hannelore Elsner), der eine Sohn ist schwul (Barnaby Metschurat), der andere chronisch pleite (Marc Hosemann) und der dritte, der immer so traurig guckt (Lars Eidinger), ist sterbenskrank, sagt’s aber keinem. Im Laufe des Festes kommt dann aber so einiges zur Sprache, was bisher noch niemand wusste - oder worüber man eben nicht reden durfte…
Es ist klar, woran diese grob umrissene Handlung sofort denken lässt: Seit Thomas Vinterbergs »Das Fest« (1997) muss sich jedes Familiendrama hiermit messen lassen, und man kann sagen, Regisseur Lars Kraume hat mit einer Riege erfahrener Schauspieler einen soliden, bösen und schwarzhumorigen Beitrag geleistet. Kraume selbst ist auch nicht unerfahren, zu seinen Kinofilmen zählten zuletzt der Endzeitfilm »Die kommenden Tage« (2010) und das leise Roadmovie »Meine Schwestern« (2013). Er hat aber auch viel fürs Fernsehen gearbeitet, wo manchmal tatsächlich die besseren deutschen Filme laufen. So hat er beim »Tatort« und bei der unglaublich starken, aber ebenso mächtig gescheiterten Polizeiserie »KDD« (2007-10) in einigen Folgen Regie geführt, aus der man auch die beiden Schauspieler Barnaby Metschurat und die großartige Jördis Triebel kennt (spielt hier Lars Eidingers Krankenschwester). Auch »Familienfest« ist eine ZDF-Produktion, die dann aber ein wenig zu groß fürs Fernsehen geraten ist und jetzt erstmal im Kino abräumen soll. So passiert es, dass mit dem NS-Aufarbeitungsfilm »Der Staat gegen Fritz Bauer« zeitgleich ein zweiter Film dieses produktiven Regisseurs in die Kinos kommt.
Felix