All The Beauty And The Bloodshed

Die 1953 in in Washington, D.C. geborene Nan Goldin ist eine der wichtigsten Fotografinnen ihrer Generation. Mit der Fotostrecke „The Ballad of Sexual Dependency“ begann ihre Karriere. Die Intimität ihrer Fotografien, die berührende Nähe zu den Porträtierten, viele queer, viele aus ihrem Freundeskreis, sind Goldins Markenzeichen. Ihre Kunst ist gleichzeitig zutiefst privat und politisch. Und Goldin setzte ihre künstlerische Karriere aufs Spiel, als sie gegen die Sackler-Pharma-Dynastie und die Opioidkrise in den Vereinigten Staaten protestierte. Die Sacklers, Oxycodon-Produzenten, waren jahrzehntelang als Kunstmäzene hoch angesehen. Nan Goldin, die mit P.A.I.N. eine eigene Interessenvertretung gründete und deren Werke in den wichtigsten Galerien der Welt ausgestellt werden, nutzte ihre Popularität für die Organisation spektakulärer Aktionen, die sich gegen das Weißwaschen der Sackler-Familie durch Spenden an Kunstinstitutionen stemmten. Regisseurin Laura Poitras (OSCARfür »Citizenfour« über Edward Snowden 2015) verbindet die Geschichte des Oxycodon-Betrugsskandals mit Nan Goldins Biografie. Ihr aufrüttelnder und mitreißender Dokumentarfilm überflügelte beim Filmfestival in Venedig 2022 die starke Konkurrenz (»Tár«, »The Banshees Of Inisherin«) und erhielt den Goldenen Löwen.
Grit Dora