Irrational Man

Komödie, USA 2015, 95 min

Und wenn die ganze Welt den Bach runter geht, auf eines kann man sich verlassen: Zuverlässig wie eine Atomuhr liefert Woody Allen jedes Jahr einen neuen Film ab. Sein aktuelles Werk handelt von einem Philosophieprofessor in einer existenziellen Lebenskrise. Eine typische Allen-Setzung. Wer würde sich mit einem so simplen, weil nahe liegenden Ansatz sonst ins Kino wagen. Ist doch selbstverständlich, dass alle Philosophen unentwegt am Sinn des Lebens zweifeln und leiden, Slavoj Žižek vielleicht ausgenommen. Peter Sloterdijk vielleicht auch ausgenommen. Das ist schließlich ihr Job.
Der charismatische und berühmte Professor Abe jedenfalls, smart gespielt von Joaquin Phoenix, trifft, vom Leben schwer mitgenommen, auf einem neuen College ein. Schnell ist der ehemalige Idealist und Krisenhelfer umstellt von Frauen. Eine Kollegin (Parker Posey) will was von ihm, von einer Studentin (Emma Stone) will er was. Leider hat der Mann Erektionsprobleme, die selbst durch Russisch Roulette schwer in den Griff zu kriegen sind. Allen jongliert wie stets mit den Bällen Sex and Philosophy und mixt, weil sich das bewährt hat, eine hübsche Portion Crime dazu. Als sich dem lehrenden Philosophen die Gelegenheit bietet, einen gesellschaftlichen Missstand mit der Waffe zu korrigieren, tut er es. Einmal Idealist, immer Idealist. Möglicherweise hat er auch viel zu viel Dostojewski gelesen. Und als Abe aufzufliegen droht, findet er das Leben doch zu angenehm, um einfach klein beizugeben. Die schönste Liebe ist die Eigenliebe. »Irrational Man« ist eine stilistisch einwandfreie, dezent schwarz grundierte Tragikomödie mit mehr Schmackes als die letzten beiden Allen-Filme. Für Fans ohnehin ein Muss.
Grit Dora