Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne
Madame Marguerite (Catherine Frot) verfügt über sympathische Apfelbäckchen, reichlich Charme, über einen ihr zugetanen Gatten und ein beträchtliches Vermögen. Über alles liebt sie die Musik, täglich singt sie vier bis fünf Stunden. Das hart erarbeitete, umfangreiche Repertoire trägt sie zu jährlichen Festen auf ihrem Schloss vor und schreckt auch vor anspruchsvollsten Partien nicht zurück. Ihre Interpretation der Arie der Königin der Nacht »Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen« ist beispiellos. Marguerite geht voller Inbrunst zu Werke, trifft jedoch kaum einen Ton. Genau genommen liegt sie stets daneben, nur will ihr das niemand ins Gesicht sagen. Ihre Zuhörer bedanken sich für die schrägen Darbietungen mit geheuchelter, teils auch ehrlicher Bewunderung. Besonders Madames Mann hat große Angst vor einem möglichen Augenblick der Selbsterkenntnis und dessen Folgen. Doch die übergroße musikalische Leidenschaft der Gattin lässt eine realistische Eigenwahrnehmung ohnehin nicht zu. Eine junge Journalistin beschließt, das Ganze auf die Spitze zu treiben und schreibt einen überschwänglichen Artikel mit der Bitte, Madame möge ihre Künste der Öffentlichkeit nicht vorenthalten. Marguerite engagiert nun einen ebenso humorvollen wie skrupellosen Profi (faunisch: Michel Fau) für die Vorbereitung ihres ersten öffentlichen Konzertes. Für Geld kann man sich schon einiges auf die Ohren geben lassen, denkt der und spielt virtuos mit Madames Sangesdrang. Schließlich steht der erste Auftritt vor großem Publikum bevor…
Die amüsante Geschichte einer Operndiva, die nicht singen kann, basiert auf dem Leben der Amerikanerin Florence Foster Jenkins. Ihre unfreiwillig schrägen Interpretationen genossen ebenso wie ihre exzentrischen Kostüme Kultstatus. Regisseur Xavier Giannoli hat daraus eine liebenswürdige, in das Paris der 1920er Jahre verlegte Satire gemacht, die einmal mehr nachweist, dass Wohlstand nicht vor Infamie schützt.
Grit Dora
Buch: Xavier Giannoli, Marcia Romano
Regie: Xavier Giannoli
Darsteller: Catherine Frot, André Marcon, Michel Fau, Christa Théret, Denis M’Punga, Sylvain Dieuaide
Kamera: Glynn Speeckaert
Produktion: Fidélité Films, Sirena Film, Scope Pictures, Olivier Delbosc, Marc Missonnier, Artemio Benki, Genevieve Lemal
Bundesstart: 29.10.2015
Start in Dresden: 29.10.2015
FSK: ab 12 Jahren