Ephraim und das Lamm

Drama, Frankreich/Deutschland/Äthiopien 2015, 95 min

Der beste Freund des neunjährigen Ephraim ist sein Lamm Chuni. Nach dem Tod seiner Mutter bietet es ihm Trost und Halt. Aber nicht nur in seiner ausgesprochenen Tierliebe weicht der Junge von den traditionellen Werten der äthiopischen Bauern ab, Ephraim kocht und bäckt auch für sein Leben gern - eine Tätigkeit, die sonst den Frauen vorbehalten ist. Als die Dürre in seiner Gegend ausbricht, und der Vater in die Stadt geht, um Arbeit zu suchen, wird er zur Verwandtschaft ins grüne Hochland geschickt, wo er bei der Feldarbeit helfen soll. Doch eckt er bei seinem traditionellen Onkel mit seiner weichen Art erst recht an. Als er mitbekommt, dass dieser plant, sein Lamm bei der nächsten Gelegenheit zu schlachten, plant er die Flucht. Das Geld für die Busfahrt verdient er sich mit dem Verkauf kleiner selbst gebackener Leckereien auf dem Markt. Ein heikles Unterfangen in dieser harschen Umgebung.
»Ephraim und das Lamm« ist einer der wenigen afrikanischen Filme, die es in unsere Kinos schaffen, und tatsächlich merkt man der deutsch-französisch-äthiopischen Koproduktion diese Zielvorgabe auch an. Neben wunderschönen Bildern, ergreifender Musik und der rührenden Kind-Tier-Geschichte scheint der Subtext über ein Land zwischen Tradition und Moderne manchmal doch recht deutlich an ein westliches Arthouse-Publikum gerichtet. So sind es vor allem die Frauenfiguren, die vom Klischee abweichen, wie Ephraims Cousine Tsion: In der politisch interessierten und heiratsunwilligen Rebellin deutet der Film eine Loslösung der jüngeren Generation von uralten Gegebenheiten an, was ja in den letzten Jahren in anderen Regionen einiges verändert hat.
Felix