El Club

Drama, Chile 2015, 97 min

Mindestens genauso trist und trostlos müsste sie aussehen; die Vorhölle für bußfertige Sünder. In einer Art Verbannung hockt irgendwo an der nordchilenischen Küste eine Handvoll ehemaliger katholischer Priester und fristet ein Leben in Enthaltsamkeit. Ihre Vergehen behalten die Typen für sich, ihre Schuld klagt niemand an, einzig die Ordensschwester Mónica (Antonia Zegers) forscht in den Gesichtern der Männer-WG nach Zeichen der Buße. Wenn sie nicht beten, schlafen oder essen, trainieren sie einen Windhund, dessen Erfolge sie aber nur von Weitem verfolgen dürfen. Ausschluss aus der Gemeinschaft, so lautet ihr Schicksal, doch als ein Neuling zu der Gruppe stößt, überschlagen sich die Ereignisse. Kaum hat Vater Lazcano (José Soza) seine Habseligkeiten verstaut und allen die Hand geschüttelt, erhebt sich draußen auf der Gasse eine wütende Anklage gegen die sexuellen Übergriffe des Priesters. Die grauenvoll detaillierte Litanei drängt die Insassen zum Handeln. In Lazcanos Hände legen sie einen Revolver und schicken ihn damit nach draußen, er aber richtet sich selbst und der Ankläger (Roberto Farías) durchstreift weiterhin das Dorf. Diese skurrile Situation verschärft sich noch, als ein Kirchen-Abgesandter (Marcelo Alonso) den Vorfall aufklären soll. Vater Garcia nimmt die Männer ins Gebet und entdeckt das ganze Ausmaß an Verlogenheit und aufpolierter Doppelmoral seitens seines Arbeitgebers. Im Gegenzug vermisst er jedoch schmerzlich so etwas wie Reue oder Unrechtsbewusstsein bei den Männern, die Misshandlungen vertuscht, Menschenhandel betrieben oder Missbrauch schöngeredet haben. Regisseur Pablo Larrain, der zuletzt mit »No« das Unrechtsregime von Augusto Pinochet sezierte, ruft hier cineastisch zum Jüngsten Gericht. Und lässt keinen Zweifel daran, welchen Klub er vor dessen Schranken zu sehen wünscht. Dass endlich Sonnenlicht an alle verdeckten Missetaten und Lügen gelange. Auch an alle, die hier noch folgen sollen. Wenn Sandokan, der Ankläger, nicht einfach verstummen will, wenn Vater Garcia plötzlich die Kirche mehr fürchtet als Gott, und wenn alle gemeinsam scheitern an der Gewalt, mit der seit jeher Glaubensfragen über die Wahrheit siegen.
alpa kino