Als wir träumten

Drama, Deutschland/Frankreich 2015, 117 min

Coming-of-Age, Wendefilm, Sozialdrama - es gibt viele Kategorien, unter denen man Andreas Dresens neuen Film zusammenfassen könnte. Getreu seiner Buchvorlage erzählt er die Geschichte der Freunde Dani, Mark und Rico, die in den späten 80ern mit ihrer Clique am Leipziger Stadtrand groß werden und deren Leben durch die Wiedervereinigung durcheinander gebracht wird. Bevor man den Film im Kino sehen kann, wird er im Wettbewerb der BERLINALE 2015 laufen, aber die Ausschnitte des Trailers sehen so aus, wie man das von einem Film über eine schwierige Jugend zur Zeit der Wende erwarten würde: rauschhafte Fahrten durch die Nacht und Stress mit Nazis in überhöhter Bildsprache, kommentiert von einem Voice-Over, das literarische Bedeutsamkeit für sich beansprucht.
Vor allem das Personal hinter dem Film lässt aufhorchen: Regisseur Andreas Dresen, zur Zeit der Wende etwa dreißigjährig, drehte seine ersten Kurzfilme noch in der DDR und thematisiert seit seinem Spielfilmdebüt »Stilles Land« (1992) kontinuierlich das Leben der kleinen Leute. »Als wir träumten« ist seine dritte Zusammenarbeit mit dem fast dreißig Jahre älteren Wolfgang Kohlhaase, dem deutschen Meister des Milieufilms, dessen Hauptwerk als Drehbuchautor für die DEFA entstanden ist (u.a. »Berlin Ecke Schönhauser« (1957), »Ich war neunzehn« (1968), »Der nackte Mann auf dem Sportplatz« (1974) und »Solo Sunny« (1979)). Clemens Meyer wiederum, dessen vielbeachteter Debütroman von 2006 hier verfilmt wurde, war zu jener Zeit etwa so alt wie seine Protagonisten und stammt aus ähnlichen Verhältnissen. Es kommen also die Erfahrungen dreier Generationen zusammen, deren jeweiliges Verhältnis zur DDR ein vollkommen anderes ist. Es wäre schön, wenn das dem Film zugute käme.
Felix