Still Alice - Mein Leben ohne Gestern

Drama, USA 2014, 101 min

Krankheiten fragen nicht lang, ob es einem Menschen gerade in den Kram passt, ob die Familie damit umgehen kann oder genügend Geld für eine Behandlung im Haus ist. Sie kommen einfach. Dr. Alice Howland steht mitten im Leben. Die allseits anerkannte Sprachwissenschaftlerin (Julianne Moore, OSCAR-nominiert für die beste Hauptrolle) ist glücklich verheiratet und gibt, gemeinsam mit ihrem Mann, den zwei Häusern und ihren drei erwachsenen Kindern, das perfekte Bild ab von einer amerikanischen Familie. Irritiert ist die Wissenschaftlerin, als sie es mit Wortfindungsschwierigkeiten oder gelegentlichem Orientierungsverlust zu tun bekommt. Die Diagnose weist auf eine seltene, vererbbare Form von Alzheimer hin, und im Folgenden zeigen die Regisseure Wash Westmoreland und Richard Glatzer sehr eindringlich, wie sich die Krankheit in das Familienleben der Howlands einschleicht. Anfänglich vermag die geistreiche Alice den damit verbundenen Widerwärtigkeiten noch aus eigener Kraft zu begegnen, verliert auch ihren Humor nicht gleich am ersten Tag, doch der Wagen rollt unaufhörlich bergab, ist er erstmal angestoßen. Mit jedem Tag wird die innerfamiliäre Routine auf eine neue Probe gestellt. Die Toilette im eigenen Haus wieder zu finden, den Namen der Tochter parat zu haben oder sich gar an seinen Arbeitsplatz in der Columbia Universität zu erinnern; das Maß an täglicher Verzweiflung wächst und wächst. Alice kämpft um jeden Zentimeter. Sie lernt den Augenblick zu schätzen, als Erinnerungen meterweise wegbrechen und entwickelt eine letzte Strategie, falls sich der Abstand noch vergrößern sollte… Das ambitionierte Filmprojekt, in dem Julianne Moore schon von Beginn an die Rolle der Alice übernehmen sollte, bekam mit der ALS-Diagnose bei Regisseur Richard Glatzer nochmals einen ganz besonderen Motivationsschub. Da saß also ein Mann am Set, der in der Lage war, Julianne Moore, Alec Baldwin und vor allem Kristen Stewart aus erster Hand zu beraten. Stewart, in der Rolle von Tochter Lydia, gelingt es am besten, den dramatischen Verlust von Perspektive und Persönlichkeit bei ihrer Mutter zu verkraften. Aber auch sie spürt, wie die Einschläge immer näher kommen.
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