Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.

Komödie, Australien 2014, 96 min

Na, liebe Freunde der gepflegt bürgerlichen Sexualität, dieses Jahr steppt ja richtig der Bär zum Thema und hat bereits im ersten Quartal die Libido so mancher Hausfrau in arge Wallung versetzt. Dank des Regie führenden Neukommers Josh Lawson gibt es jetzt auch was mit Sex in der Mittelschicht zu gucken. Da outet sich gleich mal, und das fast zeitgleich, ein kompletter Straßenzug einer australischen Vorstadtsiedlung, feststellend, dass es so in der Kiste nicht weitergehen kann. So horcht mal jeder fix in sich hinein, wir haben ja nur 96 Minuten, um festzustellen, dass der Geschlechtsakt doch auch mal auf eine andere und ausgefallenere Art über die Bühne gehen könnte. Einziges Problem bei dem ein’ oder anderen innigsten Sexualpraktikabilitätswunsch der jeweiligen Partnerkonstellation, einer von beiden bleibt oft emotional auf der Strecke und findet das neue Programm aus der schier unendlichen Vielfalt zweigeschlechtlicher Spielarten dann doch nicht so prall und schlichtweg unzumutbar. Diese schiere Unendlichkeit hat auch den Regisseur dazu veranlasst, Spezialformen hervorzukramen, von denen ich noch nicht einmal als ehemaliger Bürger der DDR gehört hatte. Ich meine, als jemand, der 19 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurde, kannte man maximal den Voyeur oder den Entblößer, den man später Exhibitionist nannte. Auch las ich mal in einem DDR-Fachbuch für Kriminalisten von der Neigung eines Frotteurs aber….
Können Sie mit Dacry- oder Somnophilie etwas anfangen? Oder bin ich in meiner gelebten Sexualität einfach nur ein armes bemitleidenswertes zu belächelndes Würstchen, das noch nicht mitbekommen hat, wo eigentlich Barthel die Herrenfilme holt? Aber egal, hier handelt es sich definitiv um ein Lustspiel im zwiefachen Sinne des Wortes, denn nichts ist bekanntlich saukomischer und birgt soviel humoristisches Potenzial als der Sex selbst. Auch Josh Lawson ist es gelungen, in dieser Aneinanderreihung von unterschiedlichen sexualproblematischen Beziehungsepisoden sich auf der spitzen Kante des schwarzen Humors entlang zu hangeln und gegebenenfalls hie und da mal in seelische Tiefen zu blicken. Ungeachtet der wirklich hervorragenden Ensembleleistung und dem nicht zu unterschätzenden Aufkommen diverser Schenkelklopfer, täuscht aber auch dieser Film nicht darüber hinweg, wie bieder eigentlich doch im tiefsten Inneren mit diesem allumfassenden Thema noch heute im 21. Jahrhundert umgegangen wird und der Bürger mit großen Augen im Kinosessel sitzen und mit Uschi verschmitzt dreinschauend hor hor hor machen wird. Somit bleibt mir nur noch die angenehme Aufgabe, Ihnen, verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, einen angenehmen Aufenthalt, z.B. im KIF zu wünschen und Ihnen die Worte meines Freundes Dr. H.G. mit auf den Weg zu geben: „Wer unterwegs trödelt, ist selbst dran schuld.“
Ray van Zeschau

Buch: Josh Lawson

Regie: Josh Lawson

Darsteller: Bojana Novakovic, Damon Herriman, Kate Box, Patrick Brammall, Josh Lawson

Kamera: Simon Chapman

Produktion: Jamie Hilton, Michael Petroni, Matt Reeder

Bundesstart: 09.04.2015

Start in Dresden: 09.04.2015

FSK: ab 12 Jahren