1001 Gramm

Drama/Komödie, Norwegen/Frankreich/Deutschland 2014, 91 min

Was haben Briefwaagen, Sprungschanzen, Zapfsäulen oder die staatlichen Lotto-Kugeln gemeinsam? Sie werden allesamt von Marie einer regelmäßig wiederkehrenden Prüfung unterzogen. Das Leben der in Scheidung lebenden norwegischen Eichamtsmitarbeiterin tropft leise und bläulich wie Gletschereis. Nichts stört den Fluss korrekt bemessener Arbeitsabläufe. Allenfalls ein Schlagloch auf der Zufahrt zu Vaters Hof, oder Maries Ehemann, der sukzessive das ehemals gemeinsame Haus leer räumt. Soweit ist alles tadellos eingerichtet. Wie in jedem Bent Hamer Film, wo Männer sich beim Strichlisten führen in Kleinstadtküchen verbrüdern oder Lokführer in 40 Jahren ausgerechnet den letzten Arbeitstag verpassen. Genau. Immer gerät etwas aus dem Gleichgewicht. Und so liegt eines Tages Maries Vater mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus und überträgt seiner Tochter ein schweres Erbe. Alle paar Jahre gilt es, das norwegische Kilogramm, die einzig verbliebene physisch erfassbare Referenzeinheit, nach Paris zu transportieren, wo es wie gewöhnlich mit dem Ur-Kilogramm verglichen und ggf. neu kalibriert wird. Schließlich könnte das Maß aus Iridium und Platin vom vielen Aufbewahren schwerer geworden sein. Oder vom Putzen gar leichter. Beim BIPM in Sèvres treffen sich die Kilogramm-Verwahrer aller Nationen und streiten abseits der absurd schönen Zeremonie über Banales und Philosophisches. Und während Marie noch immer nach dem Prüfsiegel für ihr Leben sucht, unschlüssig, ob sie das „schwere Erbe“ ihres Vaters dereinst antreten möchte oder nicht, ist ihr die entscheidende Begegnung bereits geglückt. Ein Gärtner namens Pi, und eigentlich ein Wissenschafts-Kollege vom BIPM, der nicht nur in der Stadt der Liebe wohnt und der dem sich verändernden Gesang von Vögeln nachspürt, sondern der Marie auch kommentarlos zur Seite steht, als das Unfassbare geschieht; als das norwegische Kilogramm einen Autounfall hat…
alpa kino