Das Versprechen eines Lebens

Drama/Kriegsfilm, Australien/Türkei/USA 2015, 112 min

Sicher sind sie sich irgendwo mal begegnet. Joshua, der australische Farmer und Nazaret, der armenische Schmied. Während der eine seine drei Söhne verliert, als die Entente-Mächte 1915 versuchen, das Osmanische Reich auf der Halbinsel Gallipoli anzugreifen, wird der andere gewaltsam von seinen Töchtern getrennt und überlebt den Genozid nur durch ein Wunder. Das darauf folgende Schicksal ist ihnen gemein. Sie durchstreifen das zerschlagene Osmanische Reich auf der Suche nach ihren Kindern. Die Bilder von Fatih Akins »The Cut« hat man noch im Kopf, wenn Rusell Crowe am Grab seiner Frau Eliza das Versprechen in den Wind heult, ihre drei Söhne zu ihr zurückzubringen. So oder so. Der Witwer hofft, er könne sie vielleicht den Listen der ca 100.000 Gefallenen der Dardanellenoffensive irgendwie doch noch entreißen, denn ihr Tod wurde niemals offiziell bestätigt. Wo die Schlachtfelder ganz buchstäblich übersät sind mit den Toten beider Seiten und der britische Offizier Cyril Hughes mit seiner Einheit beauftragt wurde, Ordnung zu schaffen, behindern jedoch türkische Beamte die Privatsuche des Australiers auf Schritt und Tritt. Bis Joshua zufällig auf Major Hasan trifft, einen türkischen Offizier, der dem weit gereisten Vater die Hand reicht. Aus Ehrbezeigung vor der Tapferkeit seiner Jungs und auch aus der ehrlichen Absicht heraus, ihn um Vergebung zu dafür zu bitten, dass er sie womöglich getötet hat. Gemeinsam finden sie die Gräber von Edward und Henry, und Major Hasan erkennt auf einer Fotografie auch Joshuas dritten Sohn wieder. Arthur kam in Gefangenschaft und das bedeutet, dass die Suche noch lange nicht zu Ende ist. Russell Crowe, der zuletzt mit dem fürchterlichen Noah-Trash vermutlich einfach nur seine Kriegskasse füllen musste, liefert hier, neben dem gekonnt ausgewogenen Wehleid als Darsteller, eine reife Leistung als Regie-Debütant ab. Gleichviel wiegen bei ihm das türkische Trauma von Gallipoli, das Vermächtnis des britischen Begründers einer Weltkriegs-Gedenkstätte sowie das Schicksal eines „alten Kerls, der sogar aus Australien angereist war, um nach dem Grab seines Sohns zu suchen“.