Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste

Experimentalfilm, Deutschland/Frankreich 2013, 77 min

Die Absolventin der HFF „Konrad Wolf“ und Regisseurin des Kurzfilmes »Chica XX Mujer« Isabell Šuba wird 2012 nach Cannes eingeladen und greift, im Ärger über ein Wettbewerbsprogramm ohne weibliche Beteiligung, zu einer cineastischen List. Sie überlässt Anne Haug, einer Schauspielerin, ihre Akkreditierung und schickt diese gemeinsam mit dem Produzenten Matthias Weidenhöfer in den französischen Badeort. Während sie die beiden als namenlose Filmstudentin und Dokumentaristin begleitet und so Zeugnis ablegen will, wie heuchlerisch und verkommen das große, sonnige Babel am Strand der Côte d’Azur im Grunde ist. Eine erkennbare Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Filmindustrie gibt es nämlich nicht. Und kommt es zum Jahreshöhepunkt, dem Filmfestival in Cannes, dann zeigen eben die Männer die Filme. Mit der Idee von der engagierten, feministischen Regisseurin (Šuba) und dem arroganten, sexistischen Produzenten (Weidenhöfer) möchte das kleine Team vor Ort und in nur fünf Tagen ein wenig herumstochern im Wespennest, Partys besuchen, Pitches anstrengen, Interviews geben. Und dabei soviel skurriles Material generieren wie nur möglich. Die kleine Rahmenhandlung von der genervten Cineastin sollte nachdenklich machen, aber nicht den Blick verstellen auf die Momente, die eben nicht Mockumentary sind. Denn genau an den Schnittstellen wird dieser Film so spannend. Wenn man nicht mehr unterscheiden kann, und auch gar nicht mehr unterscheiden muss, zwischen scripted reality und dem, was in Cannes wirklich abgeht. Übrigens wurde Isabell Šubas Film im Jahr darauf nicht nach Cannes eingeladen, im Gegensatz zu dem Männerfilm »Seduced and Abandoned - Verführt und verlassen«, der sich ja desselben Tricks bediente; vor Ort so zu tun, als sei man in Cannes auf der Suche nach Ideen und Geldgebern, neuen Projekten und Kontakten, und wie ganz nebenbei läuft eine Kamera mit. Schade.
alpa kino