Finding Vivian Maier

Dokumentation, USA 2014, 84 min

John Maloof, ein junger Chicagoer Immobilienmakler, erzählt in dieser Dokumentation die Geschichte einer Entdeckung, die sein Leben veränderte. Auf einer Nachlassversteigerung in Chicago kaufte er für 380 Dollar einen Pappkarton mit alten Negativen. Er suchte nach historischen Aufnahmen für sein Buch über ein Chicagoer Stadtviertel. Die erworbenen Fotos taugten nicht für seine Arbeit, doch erkannte er nach und nach ihren künstlerischen Wert. Mit den Arbeiten der bis dato unbekannten Straßenfotografin Vivian Maier hatte er einen Schatz gehoben. Ihr Werk stellt sie in eine Reihe mit Großmeistern der Street Photography, Robert Frank etwa und Henri Cartier-Bresson. Auch an Diane Arbus ist zu denken. Maier selbst blieb zeitlebens unbekannt. Als Maloof, zwei Jahre nach seinem Kauf auf ihre Todesanzeige stieß, begann er intensiv zu recherchieren.
Die Amerikanerin mit deutsch-französischen Wurzeln arbeitete ihr Leben lang als Kindermädchen. Dass Maier stets mit einer Rolleiflex unterwegs war, fiel ihrem Umfeld nicht auf. Von den Arbeitgebern und deren Kindern wird sie als verschlossen geschildert. Es gibt keinen Beleg dafür, dass sie ihre Arbeiten zu Lebzeiten irgendjemandem gezeigt hätte. Einem so selbstgenügsamen Menschen werden schnell pathologische Motive unterstellt. So wird Maier in Maloofs gut gemeinter Dokumentation als Messie beschrieben, als lebensuntüchtige Frau, mit auf der Hand liegenden Neurosen. Undenkbar offenbar die Möglichkeit, dass da jemand einfach für sich fotografierte und es dabei bewenden ließ. So kommt die Dokumentation teilweise doch etwas sensationslüstern daher, immer auf der Suche nach intimen Details. Auf ihren zahlreichen Selbstporträts wirkt Vivian Maier selbstbewusst und keineswegs scheu. Und mag sie im persönlichen Umgang verschlossen gewesen sein, auf der Straße war sie es wohl nicht. Davon zeugt die große Nähe zu den Menschen auf ihren streng durchkomponierten vermeintlichen Schnappschüssen. Nichtsdestotrotz gebührt John Maloof das große Verdienst, das Werk der Fotografin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben. Die Entdeckung ist noch lange nicht abgeschlossen. Unzählige Filmrollen harren der Entwicklung.
Grit Dora

Buch: John Maloof, Charlie Siskel

Regie: John Maloof, Charlie Siskel

Darsteller: Vivian Maier

Kamera: John Maloof

Musik: Joshua Ralph

Produktion: Ravine Pictures, John Maloof, Charlie Siskel

Bundesstart: 26.06.2014

Start in Dresden: 26.06.2014

FSK: o.A.