Lucy

Action, Frankreich 2014, 89 min

Ja, Männer, hier zerbröseln die Zahnleisten, da hängt die Lippe. Luc Besson hat wieder einmal einen flotten Aktionsfilm zu Wege gebracht, der vortrefflichst durch die Wirbelschleppe von, sagen wir mal, »Matrix«, »Hulk« und »Hau den Lukas« gezogen wurde. Aber why not, wie der Berliner sagen würde. Wenn dann noch solch ein Reh wie Scarlett Johannson die Hauptrolle inne hat, stimmt mich das als Freund des emanzipierten Gewaltfilmes doch sehr froh, da erstens die eigentlich für das Werk vorgesehene Angela Jolie als fightende Darstellerin nicht so mein Ding ist und ich zweitens Milla Jovovich in solchen Rollen irgendwie über habe. Ja, was soll ich sagen? Lucy ist, wie man in den ausgehenden 80ern gesagt hätte, eine schmucke Hecke, die dann und wann schon mal ordentlich den Beat toben lässt. Als sie es in Taipeh, nicht zu verwechseln mit Emma Pe, mal wieder ordentlich krachen lässt, gerät sie in die übelst brutalen Klauen der dort ansässigen nativen Triaden, die die kulturell bereichernde operative Maßnahme ergreifen, ihr per kaiserlichen Bauchdeckenschnitt eine Packung neuartiger Drogen in den Ulei (Unterleib) zu verpassen, die selbstredend natürlich von A nach B transportiert werden sollen. Blöderweise gerät Lucy selbstverfreiling in die ebenfalls zornigen Fänge der rivalisierenden Three-Yes-Than-Gang. Da Lucy von Hause aus nicht gerade von Pappe konditioniert ist und sich nicht alles unkommentiert gefallen lässt, gibt es vom zünftigen Taiwanmann ordentlich aufs Brett, was blöderweise zur Folge hat, dass das in Lucys Unterleib eingenähte Drogen-Bodypack zerbirst und in ihre höchstpersönliche Umlaufbahn gerät. Doch Lucy tanzt den Nick-Nack-Man und es heißt nun Ready to Rumble oder wie mein Seiffener Freund und Rettungsassistent Titus Kirsche trefflich sagen würde: Bahn frei - Kartoffelbrei. Ausgehend von der Theorie, dass der Mensch nur 10 Prozent seiner Hirnesleistung abrufen könne, legt die geheimnisvolle Droge sämtliche Register unserer persönlichen Festplatte im defragmentierten Zustand frei. Aber nicht nur das Weichmakramee in Lucys Oberstübchen ist von der außergewöhnlichen Wirkung der Substanz betroffen, auch Muskulatur und Nervenstränge im schmerzfreien Raum sowie kinetische Fähigkeiten lassen ordentlich eingrüßen. Da es Lucy nicht verknusen kann, ungefragt einem Maximalkörper-Up-Grade unterzogen worden zu sein, kann sich Triadenmanfred Kang (Choi Min-sik) schon mal maximalst frisch im Kopf und seinen restlichen Körperregionen machen. Hier brennt in der Tat die Lucy und das nicht nur in the Sky with Diamonds. Aber ihre Fähigkeiten steigern sich ins Unermessliche, so dass die Frage im Raum steht, was vermag der Mensch alles zu leisten bis Jim Morrison zum „…this is the End“ anstimmt?
Ray van Zeschau (mit rohen kahlen Kremplingen im Mutterleib Maximalkörper-Upgegradeter)