Hin und weg

Es soll eine Abschiedsreise werden, ein Lebewohl für immer. Die anderen wissen nichts davon. Hannes und Kiki machen jedes Jahr eine Fahrradtour mit ihren besten Freunden. Das Ziel wird reihum bestimmt, diesmal sind die beiden sind dran und die Freunde müssen mit, trotz spürbar fehlender Begeisterung. Belgien, ach nein. Aber Hauptsache zusammen, egal wo. Wenn Hannes und Kiki unbedingt das Land der Pralinen und Schlümpfe erradeln wollen, ist das auch okay. Auf der ersten Etappe muss Hannes der Gruppe den Grund seiner Wahl offenbaren. Er leidet an einer unheilbaren Krankheit, in letzter Zeit geht es ziemlich rasch abwärts und er will selbst entscheiden, wie und wann er sein Leben beendet. Belgien hat das liberalste Sterbegesetz der Welt. Die Freunde sind geschockt, reagieren mit Verzweiflung und Hilflosigkeit. Dann gilt es Pläne zu machen, alles zu tun, was dringend erlebt werden will - große wilde und kleine leise Dinge. Hannes ist überrascht, was ihm an Liebe und Energie entgegen flutet und auch Dominik, Mareike, Michael und wie sie alle heißen, lernen sich bei dieser Reise noch einmal neu kennen. Was zählt, ist der Moment, die Gemeinschaft. Irgendwann stirbt jeder, Hannes ist leider etwas früher dran. Und es kommt der Punkt, an dem das für ihn, dank seiner Freunde, sogar okay ist. Florian David Fitz als Hannes spielt quasi um sein Leben. Julia Koschitz stützt ihn als Kiki mit ihrem zurückhaltenden spröden Spiel, das jede Hysterie verneint. Regisseur Christian Zübert umschifft mit seinem Ensemble alle Fallen, die das schwere Thema mit sich bringt. Es ist ein bisschen peinlich, Jürgen Vogel immer wieder so dermaßen klasse zu finden, aber der Mann ist einfach ein unfassbar guter Schauspieler. Vogels raues Spiel, seine Hackfresse (Kompliment!) verleiht der Story die nötigen Kanten, wenn sie doch mal gefühlig zu werden droht. »Hin und weg« ist ein guter Film über die letzte Reise.
Grit Dora