Willkommen bei Habib

Das kleine Einmaleins der gesellschaftlichen Assimilation dekliniert diese mit dem Thomas Strittmatter Drehbuch-Preis 2012 ausgezeichnete Filmarbeit. Der Titel prangt sinnbildlich über Habibs Imbissladen einer an deutsche Essgewohnheiten angepassten Dönerbude, wo die vier Geschichten mehr oder weniger zusammenlaufen. Habibs Plan vom ruhigen Lebensabend im gemütlichen Vorstadtdeutschland erleidet binnen weniger Stunden Schiffbruch, als seine Jugendliebe unverhofft auftaucht und einfach alles irgendwie in Frage stellt. Habibs Sohn Jan beginnt sich gegen den drohenden Verlust seiner türkischen Identität mit Händen und Füßen zu wehren. Und schlägt damit einfach jeden Teller von der Wand, der ihm und seiner Frau noch irgendwas hätte bedeuten können. Auf einer Verkehrsinsel unweit der Imbissbude campiert Bruno Tag und Nacht, um gegen den Rauswurf aus seiner Firma zu protestieren. Auf keinen Fall will er sich einreihen ins Heer der Arbeitssuchenden. All diesen und noch einigen zusätzlichen Aufregern steht Ingo gelassen gegenüber. Am Lebensabend drückt ihn der Schuh nur noch an einer Stelle; er will sich mit seiner Tochter aussöhnen. Bevor ihn der große Erlöser heimsucht, möchte er eine Jahrzehnte alte Schuld begleichen. Drehbuchautorin Sabine Westermaier und Regisseur und Co-Autor Michael Baumann zeigen unsentimental und eindringlich, dass einem auch nach dem Verlust von Job, Auto, Frau und/oder einer Geliebten bzw. einer Handvoll Prinzipien noch immer alle Türen offen stehen. Mit der Masse der Trübsinnigen verschmilzt nur, wer nicht mehr jeden Tag und jede Nacht für sein Glück kämpft.
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