Fando & Lis

Fantasy/Drama, Mexiko 1967, 93 min

Alejandro Jodorowsky ist ein in Chile geborener Künstler ukrainisch-jüdischer Abstammung, der durch ausgefallene Werke Kultstatus erlangte. Als Pantomime in der Truppe von Marcel Marceau oder als Comic-Autor ist er zumindest Insidern ein Begriff. Doch seinen höchsten Ruhm erntete er mit dem „Western“ »El Topo«. Die Bezeichnung „Western“ ist bewusst in Anführungsstriche gesetzt, denn damit ist lediglich das Genre angedeutet, in dem sich Jodorowsky surreal und verstörend austobt. Die Geschichte des Revolverhelden „El Topo“ und seines 7-jährigen stets nackten Sohnes, mit dem er auf Rachefeldzug ist, befindet sich mit sexueller Gewalt, fragwürdigem Umgang mit körperlicher Behinderung und totaler Aggression gegenüber christlicher Religion ständig im Grenzbereich des Zumutbaren. Bis 2012 stand dieser 1970 produzierte Film in Deutschland auf dem Index und war nur über halblegale Videokanäle erreichbar. Erst die Macher des Filmfest München 2013 ermöglichten mit ihrer Jodorowsky-Retrospektive einen bescheidenen Kinoeinsatz. Neben »El Topo« gibt es sein Regiedebüt »Fando & Lis« (1967), die surreale Reise eines jungen Paares in das Land Tar, und »Montana Sacra - Der heilige Berg« seine bösartige Religionssatire von 1973, finanziert von El-Topo-Fan John Lennon, im KIF zu sehen. Für Cineasten sei mitgeteilt: muss man alles gesehen haben, um sich anschließend bei viel Tequila nächtelang zu ereifern.
Frank Apel