Sag nicht, wer du bist!

Drama, Kanada/Frankreich 2013, 103 min

Wunderkind ist wahrscheinlich die gängigste Bezeichnung für den kanadischen Filmemacher Xavier Dolan, der bereits mit 20 seinen ersten Film gemacht hat (»Ich habe meine Mutter getötet« (2009)), in dem er nicht nur die Hauptrolle spielt und für Regie, Drehbuch und Schnitt verantwortlich ist, sondern den er auch noch selbst produziert hat. Hierfür und auch für seinen zweiten Film »Herzensbrecher« (2010) gab es reichlich Preise und Anerkennung, so dass er bald darauf mit »Laurence Anyways« (2012) seinen bis dahin reifsten und persönlichsten Film machen konnte. Die Stilsicherheit, mit der Dolan seine Filme durchzieht, die immer um autobiographische Themen wie Homosexualität und -phobie kreisen, ist schon erschreckend, wobei es auch nicht überrascht, dass viele Leute gar nichts mit seinen Sachen anfangen können - denn die sind in ihrer Stilisierung und ihrem Manierismus schon recht eigen.
Dolans neuer Film heißt im Original »Tom à la Ferme« (»Tom auf dem Bauernhof«) und ist sein erster Psychothriller. Auf dem Bauernhof muss der Hipster Tom (natürlich wieder Dolan selbst) Zeit mit der Familie seines verstorbenen Freundes verbringen, zu dessen Beerdigung er angereist ist. Die Mutter des Verstorbenen hat bisher die Augen vor der Homosexualität des Sohnes verschlossen, und ihr anderer Sohn will nicht, dass sich daran etwas ändert, will aber auch nicht, dass Tom den Hof wieder verlässt und zwingt ihn mit Tricks und Spielchen zum Bleiben. Der Film ist, wie seine Vorgänger, teilweise echt witzig und grotesk, dabei aber wesentlich weniger stilisiert, klarer, und zum ersten mal nicht komplett von Dolan selbst geschrieben, sondern die Adaption eines Theaterstücks - dennoch trägt er unverkennbar seine Handschrift und wird dadurch zu einem weiteren Wunderwerk.
Felix