Speak No Evil
Anstand. Für die einen das Mindestmaß an Menschlichkeit, für andere Wurzel allen Übels. Zu letzterem scheint der dänische Schauspieler, Autor und Regisseur Christian Tafdrup zu tendieren. Nicht anders lässt sich sein dritter Spielfilm »Speak No Evil« erklären.
Björn, Louise und ihre Tochter Agnes aus Dänemark treffen im Italienurlaub auf Patrick, Karin und Abel. Man hat eine gute Zeit zusammen und Patrick und Karin laden die dänische Familie nach Holland ein. Doch angekommen in der Einöde verfliegt die anfängliche Sympathie im Nu. Im Gegenteil, sie schlägt schnell in Unbehagen um. Kleine Grenzüberschreitungen werden größer und plötzlich bekommt die Frage, was schon passieren soll, wenn man Fremde besucht, eine unschöne Antwort.
Christian Tafdrup nimmt in seinem Psychothriller mit Horroranklängen die menschliche Gewohnheit aufs Korn, nicht unangenehm auffallen zu wollen. Er greift damit auf eine eigene, aber weniger drastisch endende Erfahrung zurück, als er eine Urlaubsbekanntschaft besuchte und die Chemie gar nicht mehr stimmte. Doch er und seine Familie ertrugen die unangenehme Erfahrung einfach. „Es war, als würden wir lieber sterben, anstatt das Gesicht zu verlieren.“
Tafdrup treibt diesen Gedanken in »Speak No Evil« auf die Spitze. Dabei mag er für manche mit seinem Musikeinsatz und dem Verlauf der Geschichte vielleicht übers Ziel hinausschießen. Für andere ist es hingegen ein bitterböser Kommentar auf unsere Gesellschaft - und das so erfolgreich, dass die US-Horrorschmiede Blumhouse bereits an einem Remake arbeitet.
mana
Buch: Christian & Mads Tafdrup
Regie: Christian Tafdrup
Darsteller: Morten Burian, Sidsel Siem Koch, Fedja van Huêt, Karina Smulders, Liva Forsberg, Marius Damslev, Hichem Yacoubi, Jesper Dupont, Lea Baastrup Rønne, Adrian Blanchard
Kamera: Erik Molberg Hansen
Musik: Sune Kølster
Produktion: Profile Pictures, OAK Motion Pictures, Johnny Andersen, Simone Bachini, Jacob Jarek, Simone Lund-Jensen, Ditte Milsted
Bundesstart: 28.09.2023
Start in Dresden:
FSK: ab 16 Jahren