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Almodóvar Shorts: The Human Voice

Kurzfilm/Drama, Spanien 2020, 31 min

Eine Frau in einem Apartment, auf dem Bett ein Anzug, daneben ein Hund, in einer Ecke des Raumes gepackte Koffer. Anzug, Hund und Gepäck gehören einem Mann, dem abwesenden Geliebten, der, das ist schnell klar, nicht wiederkommen wird. Eine Frau in der Warteschleife, eine alternde Schauspielerin, die in verschiedene Rollen schlüpft, um dem Warten einen Sinn zu geben, um sich ihrer selbst zu vergewissern, um sich zu halten. Irgendwann verlässt sie den Raum, diese kaum zu ertragende Insel der Perfektion, betritt einen Baumarkt, kauft eine Axt. Man kann sich gut vorstellen, dass sie das Werkzeug auch zu nutzen versteht. Pedro Almodóvar hat mit Tilda Swinton einen Einakter von Jean Cocteau verfilmt, er hat den Stoff schon 1987 zitiert, in »Das Gesetz der Begierde« lässt er eine Szene daraus im Theater proben. Nun hat er mit »The Human Voice« einen Kurzfilm von nur 30 Minuten gemacht. Swintons Spiel ist extrem theatral, ganz und gar abgestimmt auf die typische Künstlichkeit des Almodóvar-Sets. Hier treibt er sie auf die Spitze, die roten und blauen Akzente im Interieur sind Almodóvar-Klassiker, der Raum ist angerichtet für eine Diva, wie für Almodóvar selbst, der in Swinton ein weiteres kongeniales Alter Ego findet. Das Altern hat Pedro Almodóvar schon in »Leid und Herrlichkeit« beschäftigt, unvergesslich Antonio Banderas als schmerzgepeinigter, mit Heroin liebäugelnder Regisseur, der sich täglich mit großer Akribie und noch größerem Schönheitssinn seinen Schmerzcocktail anrichtet. Auch Tilda Swinton schluckt Pillen mit einer klar abgezirkelten Farbdramaturgie gegen die Schmerzen der Einsamkeit, auch sie weiß ,wie weit sie gehen kann. Kein Suizid jetzt, hier wird performt. Die Diva stirbt nicht, die Diva füllt kraftvoll die Bühne, sie bearbeitet sie, sie kennt die Spielregeln. Über allem Leid steht der Wille zur Kunst
Grit Dora

Buch: Pedro Almodóvar nach einem Schauspiel von Jean Cocteau

Regie: Pedro Almodóvar

Darsteller: Tilda Swinton

Kamera: José Luis Alcaine

Musik: Alberto Iglesias

Produktion: Agustín Almodóvar, Eduardo García Alonso, Esther García

Bundesstart: 14.03.2024

Start in Dresden: 14.03.2024

FSK: ab 12 Jahren