Kinder

Der kleine Prinz

Animation/Fantasy, Frankreich 2015, 107 min

Bitte male mir ein Schaf. Und verleih ihm jene Gabe, dass ich, wie du's immer zeichnest, mein's dazu zu zeichnen habe.“ Es liegt auf der Hand: man kann nicht einen der allerhöchsten Kinderbuchstandards verfilmen, indem man alles in eine Kiste packt, Deckel drauf, ein paar Löcher zum Atmen rein,… fertig. Nein. Aber schön wäre es doch gewesen. Hätte das Team um Mark Osborne etwas Staub beiseite blasen müssen, um dem Wort Phantasie jenes Leben einzuhauchen. Welches die bekannte Geschichte atmet. Sie einfach zu erzählen, so fad es auch klingen mag, wäre fast schon wieder eine Herausforderung gewesen. Aber die Menschen verlangen nach mehr. Und bekommen ein Mädchen. Es wohnt in einer Stadt. Es soll auf eine neue Schule gehen und fürchtet sich ein wenig davor. Das Mädchen liebt Sonnenuntergänge. Von roter Röte und langer Länge. Doch seine Mutter ist eine Art Karikatur, eine karrieregeile Helikopter-Hexe mit dem kalten Herzen einer Schneekönigin. Des Mädchens fertiger Lebensplan hängt in der Diele aus, es gilt sich zu sputen, denn dem Zufall wolle man nichts überlassen. Genau der aber fliegt durchs offene Fenster; ein Papierflieger. Neben dem Eispalast wohnt ein grumpy old pilot in einer Art Baumhausvilla. Der hat aus seinem Buch die erste Seite gerissen und hat sie dem Mädchen geschickt. Na hoppla, wer sonst als ein Flieger sollte ihm wohl vom Kleinen Prinzen erzählen. Zeitgleich mit dem blonden Protagonisten wird das Mädchen seine Umwelt entdecken, als sei der Nachbargarten der Asteroid B 612, wird sich dem alten Manne vertraut machen miteinander, wird ganz sicher Ähnlichkeiten entdecken zwischen Personen des Textes und Menschen, die dem Mädchen das Leben schwer machen… Und es wird traurig sein wie der Prinz. Wenn die Schlange kommt. Die dem Herzen des alten Mannes einen Hieb versetzt, und dem Mädchen den roten Karfunkel, den es zum Leuchten brachte, wieder fortnehmen will. Ja. Zum Ende braucht es Mut. Zum Ende wünscht man sich noch einmal, die bereits Eingangs zitierten Worte eines deutschen Dichters wären wahr geworden: „Mal es mir in eine Kiste. Und dann ahn' ich, was es tut. Und dann weiß ich, was ich wüsste.“
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