9. Juni 2022

Kannawoniwasein - Von starke Frauen und magischen Welten

Von den Quellen des Bösen bis zum Grünen Wellensittich – Die MDM fördert neue Film- und Medienprojekte mit rund 2,8 Millionen Euro
Kannawoniwasein - Von starke Frauen und magischen Welten
In seiner zweiten Sitzung 2022 hat der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) am 1. Juni Fördermittel in Höhe von 2.752.500 Euro für insgesamt 29 Projekte vergeben.

»Die Quellen des Bösen« von Stephan Rick (»Die Heimsuchung«) ist eine Thriller-Crime-Serie skandinavischer Anmutung, die zu Beginn der 90er Jahre in einer fiktiven Kleinstadt im Norden der ehemaligen DDR angesiedelt ist: Unterstützt von einem Kollegen aus dem Westen, der eine eigene, ganz persönliche Agenda verfolgt, muss die ostdeutsche Ermittlerin Ulrike Bandow den Mord an einem jungen Mädchen aufklären, der offenbar von einem Serien-Killer verübt wurde. Dabei kommen persönliche und gesellschaftliche Traumata ans Licht, die immer wieder zu Konflikten mit den Anwohnern führen und sich nicht selten in Gewalt entladen (Wüste Medien, 450.000 Euro).

Stefan Westerwelle (»Into the Beat – Dein Herz tanzt«, Foto) bringt mit der Adaption des ausgezeichneten Kinderbuches »Kannawoniwasein« einen herzerwärmenden Film für Kinder und die ganze Familie auf die große Leinwand: Der 10-jährige Finn pendelt seit der Trennung seiner Eltern mit dem Zug zwischen Berlin und Neustrelitz und fühlt sich von seinen Eltern vergessen. Darum beschließt er abzuhauen, um es ihnen mal richtig zu zeigen. Für das abenteuerliche Roadmovie erhält Lieblingsfilm 350.000 Euro Produktionsförderung.

250.000 Euro Produktionsförderung erhält FLARE FILM für »Mit der Faust in die Welt schlagen“. Das Langfilmdebüt von Constanze Klaue, Absolventin der Akademie für Kindermedien, erzählt die eindringliche Geschichte zweier Brüder, die in den 2000er Jahren in der Lausitz aufwachsen und in einem zerfallenden familiären wie sozialen Umfeld nach Zugehörigkeit und Identität suchen, sich in der örtlichen Nazi-Truppe radikalisieren und darüber entzweien. Das Drehbuch basiert auf dem 2018 erschienenen gleichnamigen Debütroman des Görlitzers Lukas Rietzschel, der bereits für verschiedene Theaterbühnen adaptiert wurde.

Einen gleichermaßen frechen wie entlarvenden Blick hinter die Kulissen der Macht wirft Christine Hartmann im Serienprojekt »Chamäleon“. Im Zentrum stehen Max und Valerie, zwei gewiefte Lobbyisten, die im Dschungel der Berliner Politik für konkurrierende Kanzleien tätig sind. Um ihre Auftraggeber zufriedenzustellen, arbeiten sie mit allen Tricks – und liefern sich dabei so manchen Schlagabtausch. Isarstrassen Film erhält für das Projekt 150.000 Euro Produktionsförderung, davon kommen 50.000 Euro aus der Zusatzförderung Sachsen, die durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes finanziert wird.

Nach ihrem vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm »Space Dogs« realisieren Elsa Kremser und Levin Peter das düstere Drama »Der Grüne Wellensittich“. Mit Laiendarstellern, die sich selbst spielen, erzählen sie von einer aufkeimenden Liebe zwischen zwei Außenseitern in Belarus. Die junge Masha, TikTok-Star und angehendes Model, lernt eines Tages den rätselhaften Misha kennen, der in einer Leichenhalle arbeitet und heimlich Ölgemälde malt. Beide eint ihre Hoffnung auf Liebe und Veränderung in einem repressiven System, aber auch eine intensive Todessehnsucht (Ma.ja.de. Fiction, 130.000 Euro).

Die animierte Kinder-TV-Serie »Die Traumkugelkiste« führt uns hinein in eine magische Welt von Wesen und Menschen aus sorbischen Märchen und Legenden. Ein findiger Bauer, ein cleveres Mädchen, ein freundlicher Riese oder ein vertrauensvoller Wassermann sind nur einige der Helden und Heldinnen, die die Leipzigerin Eliza Plociniak-Alvarez (»Mein Name ist Angst«) in den Mittelpunkt der Episoden stellt. Das Projekt wird für die Redaktion »Der Sandmann« (rbb, NDR und MDR) von der jungen Leipziger Animationsfilmschmiede Blaue Pampelmuse produziert, die Teil des ersten Jahrgangs der MDM-Gründerinitiative MEDIAstart war. Die Serie wird von der MDM mit 120.000 Euro gefördert.

Cornelia Dvorák widmet sich in ihrem Dokumentarfilm »Und plötzlich hat die Revolution ein weibliches Gesicht« fünf Protagonistinnen der belarussischen Demokratiebewegung (Elemag Pictures, 100.000 Euro).

Im 3D-Adventure-Game »Patou« von Jana Reinhardt steuert der Spieler das Mädchen Kit, das nach einem Unfall in einer surrealen Traumwelt aufwacht. Gemeinsam mit dem riesigen Spürhund Patou muss sie uralte Ruinen aufstöbern, die von Geistern und mysteriösen Wächtern bevölkert werden. Jede Entdeckung löst in Kit Erinnerungen an längst vergessene Ereignisse aus. Nach und nach setzt der Spieler so die biografischen Puzzlesteine ihres Lebens zusammen (Rat King Entertainment, 70.000 Euro).

Die Kanadierin Jessi begibt sich im Dokumentarfilm »Lost and Found. The Business of Selling Children in Romania« auf die Suche nach ihren rumänischen Wurzeln. Sie steht exemplarisch für eines von circa 30.000 Kindern, die nach dem Zusammenbruch des Ostblocks von ihren Not leidenden Eltern zur Adoption freigegeben wurden. Dabei stößt sie mit Regisseur Laurentiu Garofeanu auch auf Fälle von Menschenhandel (Saxonia Entertainment, 60.000 Euro).

Mit einer modern anmutenden Schwarz-weiß-Animation erzählt der Kurzfilm »Helene« von Tim Romanowsky eine universelle Fluchtgeschichte. Als Großmutter blickt die Protagonistin zurück auf den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, das Vorrücken der Ostfront und das Verlassen ihrer schlesischen Heimat, in der sie eine unbeschwerte Jugend verlebte. Gleichzeitig erschafft die visuelle Gestaltung des Films auch bedrückende Bezüge zur Gegenwart (Hug Films, 45.000 Euro).

In »Die Nacht ist dunkel und kälter als der Tag« – einer Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm – tauchen wir tief in die Vorstellungswelt einer Gruppe von 33 Kindern ein, die gleichzeitig Darsteller ihrer eigenen (Alb-) Träume, Hoffnungen und Fantasien sind. Die Filmemacherin Christina Friedrich (»Hurensöhne – Ein Requiem«) lässt einen fantasievollen und berührenden Film von Kindern (nicht nur) für Kinder entstehen und verleiht ihnen und ihren Wünschen Sichtbarkeit (Madonnenwerk, 35.000 Euro).

Projektentwicklungsförderung erhalten die Dokumentarfilme »Fassaden« (Hug Films, 45.000 Euro) und »Beyond Farming (AT)« (Neue Celluloid Fabrik, 25.000 Euro).

Im Stadium der Stoffentwicklung fördert die MDM das Drama »Alfredo Laron« (Rohfilm Berlin, 30.000 Euro).

http://www.mdm-online.de/index.php?id=gefoerdert