16. Juni 2020

Krieg, Corona und die Liebe unter abenteuerlichen Umständen

In Duhok, Nordirak fiel die letzte Klappe für »The Rainbride«
Krieg, Corona und die Liebe unter abenteuerlichen Umständen

Unter abenteuerlichen Umständen fiel Anfang Juni die letzte Klappe zur deutsch-irakischen Koproduktion »The Rainbride« von Regisseur Hussein Hassan (»Reseba – The Dark Wind«). 

Das poetisches Drama erforscht vor dem Hintergrund realer Ereignisse Veränderungen, die in Familien zu Kriegszeiten auftreten. Es geht um Liebe, Verlust und Widerstand. Der Kampf um ein Leben in Selbstbestimmung und Würde aus der Perspektive einer Frau zwischen Tradition und Moderne.

Bereits nach den ersten Drehtagen Anfang März stoppte die Corona-Pandemie die Produktion. Da weder das Team noch die Darsteller reisen durften, blieb dem Produzenten Mehmet Aktas nichts anderes übrig, als am Drehort abzuwarten. Als die Kontaktbeschränkungen gelockert wurden, konnte der Dreh fortgesetzt werden. Bislang ist nicht geklärt, ob und wie die Filmemacher nach Drehschluss wieder in ihre Heimat zurückkommen, da Fluglinien gekappt sind und nach wie vor massive Reisebeschränkungen gültig sind. 

„Dreharbeiten im Nordirak sind immer eine Herausforderung“, so Produzent Mehmet Aktas, der seit über zehn Jahren in der Region um Duhok Filme dreht. „Aber dieses Mal war alles anders. Wir konnten zwar einreisen, aber nicht mehr ausreisen. Und an Filmarbeiten war während der Hochphase der Pandemie nicht zu denken. Nun ist der Film abgedreht, aber finanziell sind wir weit über Budget. Das ist neben der Rückreise das größte Problem.“ 

In »The Rainbride« setzen sich Hussein Hassan und Mehmet Aktas nach »Reseba – The Dark Wind«  in gleicher Konstellation erneut mit den Auswirkungen des IS-Krieges auseinander. Wir begleiten eine junge Mutter von den Angriffen des IS im Jahr 2014 bis hin zur Befreiung von Mosul im Jahr 2017. Nachdem ihr Mann für tot erklärt wird, erwartet seine Familie, nun mit ihr zu leben. Neben der Wertschätzung der Familie, nehmen für die Protagonistin die eigenen Träume und das selbstbestimmte Leben eine bedeutende Rolle ein.

„In den Nachrichten haben wir viele abstrakte Bilder über den IS-Krieg gesehen“, so Regisseur Hussein Hassan. „In diesem Film ist es uns wichtig, die individuellen Auswirkungen zu beleuchten. Wir folgen nicht den Menschen an die Front, sondern erkunden, was in den Familien, Beziehungen und in der Gesellschaft geschieht. Innerhalb der kurdischen Gesellschaft gehört eine Witwe mit Kindern noch zur Familie des Mannes. Gleichzeitig lösen sich auch immer mehr Frauen in kurdischen Städten von traditionellen Strukturen.“ 

Die Produktion wird unterstützt vom Kulturministerium der Behdinan Region, Autonome Region Kurdistan, Irak. Gedreht wurde an Originalschauplätze in Duhok und Umgebung von März-Juni 2020. Kinostart in Deutschland ist für 2021 geplant.