24. September 2019

Eine filmische Heimatkunde

In der Phase IV: „Winter adé“ von Helke Misselwitz als Beginn einer sechsteiligen Filmreihe
Eine filmische Heimatkunde

Der Phase IV e.V. veranstaltet von Ende Oktober bis März in der Filmgalerie Phase IV eine monatliche Filmreihe unter dem Titel „Eine filmische Heimatkunde". Mit diesen Film- und Gesprächsabenden sollen Möglichkeiten eröffnet werden, dem gerade beginnenden – und sicherlich eine ganze Weile anhaltenden – medialen Lärm um den 30. Jahrestag der Ereignisse 1989/90 und den dazugehörigen immer gleichen Bildern auch andere, differenzierter erzählte Geschichten entgegenzusetzen, genauer hinzusehen und hinzuhören. Im Anschluss an jede Vorführung findet ein ausführliches Gespräch mit den Filmemachern und/oder Zeitzeugen statt; der Eintritt ist frei.

Auftakt ist am 24. Oktober die Dokumentation »Winter adé« von Helke Misselwitz, weil der Film genau das tut: Genau hinsehen und genau hinhören, in einer 1988 noch sehr real existierenden DDR. So ist er ein starker, ungemein passender Beginn für diese Unternehmung einer filmischen Reise durch die Wendejahre. Die Regisseurin wird aller Voraussicht nach, für die Filmvorführung und ein anschließendes Gespräch anwesend sein.

Zwickau, die ehemalige Bergarbeiterstadt im Süden, ist Ausgangspunkt einer Reise nach dem Norden, ans Meer. Mit vierzig Jahren verlässt die Regisseurin noch einmal ihre Geburtsstadt und den Ort ihrer Kindheit, um auf dieser Reise zu erfahren, wie andere gelebt haben, wie sie leben, wie sie leben möchten. In der Bahn, am Arbeitsplatz oder zu Hause begegnet sie Frauen und Mädchen verschiedener Generationen, aus unterschiedlichen sozialen Schichten und lernt ihre Geschichten kennen. Die Mädchen und Frauen erzählen in den Gesprächen von ihrem Bedürfnis nach Achtung, Toleranz, nach gleichberechtigtem Verhalten im privaten wie gesellschaftlichen Miteinander. Zugleich thematisieren sie ihre Ansprüche an das Leben unter den realen Bedingungen ihres Landes. 

»Winter adé« ist ein Film mit großem Atem, sehr offen und lebendig, voller Brüche und Widersprüche, traurig, poetisch und oft sehr komisch. Der Film war die wohl wichtigste Entdeckung der DOK Leipzig 1988 und gewann die Silberne Taube des Festivals.

 

Die Termine der Filmreihe sind:

24.10.19 »Winter adé«, Helke Misselwitz 1988

21.11.19 »Märkische Heide, Märkischer Sand«, Volker Koepp 1990

19.12.19 »Letztes Jahr Titanic«, Andreas Voigt 1991

23.01.20 »Die Schmerzen der Lausitz«, Peter Rocha 1990 

20.02.20 »Friede, Freude, Katzenjammer«, Hans-Georg Ulrich & Detlef Gumm, 1991

26.03.20 »Alles andere zeigt die Zeit«, Andreas Voigt 2015