3. November 2022

Zwischen Apachen und Dolby Atmos – Das Rundkino im Wandel der Zeiten

Das Rundkino wird 50 Jahre jung!
Zwischen Apachen und Dolby Atmos – Das Rundkino im Wandel der Zeiten

Am 7. Oktober 1972 eröffnete das Rundkino auf der Prager Straße mit seinen zwei Sälen (1.018/132 Plätze) und zeigte im ersten Kinoneubau seit 1945 für alle beteiligten Bauschaffenden standesgemäß das sowjetische Epos »Befreiung« (Jurij Ozerov). Der Kino-Entwurf von Manfred Fasold und Winfried Sziegoleit mit den vertikalen Zebrastreifen (2. Platz beim Architekturwettbewerb 1966) wurde später von Waltraud Heischkel und Gerhard Landgraf um das heutige Sockelgeschoss mit seinen stählernen Schmuckbändern erweitert und in zwei Jahren Bauzeit errichtet. Grandios startete die erste Kinosaison mit »Die Legende von Paul und Paula« und »Apachen«. Das aufwendige Prestigeprojekt der 70mm Film-Projektion auf der 21m breiten Leinwand endete mangels bezahlbarer Filme recht bald. Zu DDR Zeiten füllten sich die über tausend Plätze des großen Saales problemlos bei Importen wie »Spiel mir das Lied vom Tod«, »Das fliegende Auge« oder »Tootsie« (eine Kinokarte kostete schließlich zwischen 1,10 und 2,60 Mark), während die 132 Plätze der Studiobühne den Inhabern einer CAMERA-Karte vorbehalten waren. Hier lief, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, internationales Autorenkino von Buñuel, Godard, Altman oder Fassbinder. Wegen einer ČSSR-Delegation schickte der Rat des Bezirkes kurzerhand auch schon mal 132 Kraftfahrer, Köchinnen und Reinigungskräfte in Jirí Menzels »Dörfchen, mein Dörfchen«. Nicht in den kleinen Saal passten Ende der Achtziger die über tausend Besucher, die nach dem Film »Rosa Luxemburg« dringend mit der anwesenden Margarethe von Trotta sprechen wollten. Während des kurzen Betriebs durch die Dresdner Kino GmbH 1990 wurden die Kassen und Säle u.a. von den »Otto« Filmen erstmals mehrere Wochen überflutet.

 

Von der Treuhand kaufte die UFA Theater AG dann das Rundkino und zeigte von April 1991 bis zur Insolvenz 2002 nationale und internationale Blockbuster. Vollkommene Stille herrschte 1994 nach der Premiere von »Schindlers Liste« und der Start von »Titanic« traf die Betreiber 1998 mit voller Wucht, denn die acht Säle im nebenan neu gebauten Kristallpalast standen erst zwei Monate später zur Verfügung. Auf Grund lief das Haus mit dem Elbehochwasser 2002, wurde 2003 unter Denkmalschutz gestellt und 2007 als 3D-Cinemagnum durch die Firma Fantasia Film aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Nicht zuletzt Dank des jahrelangen Engagements des rundkino dresden e.V. 

 

Der aktuelle Betreiber, die Cineplex Deutschland GmbH & Co. KG, führt das Haus heute mit digitaler Projektionstechnik in HFR und 3D sowie multidimensionalem Dolby Digital 7.1 Sound und bietet in mittlerweile sieben Sälen insgesamt 1.442 Besuchern Platz. So verfügt das heutige Rundkino über den größten deutschen Kinosaal mit Dolby Atmos Sound und, noch eine Besonderheit, einen Premium Kinosaal, Saal 2, das ehemalige Puppentheater mit kleinen Tischen zwischen den bequemen Ledersesseln und sehr viel Beinfreiheit. 

alpa kino

Foto:
Aktuelle Ansicht des Rundkinos, Foto © Ray van Zeschau