28. November 2017

Just another Superheldenfilm

Eine kritische Betrachtung zu The Justice League
Just another Superheldenfilm

Zwei Herzen schlugen, ach, in meiner Brust. Die Vorfreude, eine großartigen, hämischen und obszönen Verriss schreiben zu können und gleichsam die schwere Bürde, dafür Geld und Lebenszeit für ein weiteres, belangloses DC Superheldenepos opfern zu müssen. Doch ganz so leicht wie bei »Wonder Woman« will sich der Stinkefinger Richtung Hollywood diesmal nicht recken.

Regisseur Zack Snyder hatte 2013 mit »Man of Steel« einen neuen Superman gezeigt, der schon allein durch seine Physis übermenschlich erschien und seine außerirdische Herkunft in den Vordergrund gestellt, anstatt wie in den früheren Verfilmungen, Clark Kent, den irdischen "Menschen" zu präsentieren.  Diese neue Vielschichtigkeit und innere Zerrissenheit konnte vielleicht sogar über die endlose Zerstörungsorgie am Ende ein wenig hinweghelfen. Vollkommen charakterlos blieb hingegen »Wonder Woman« im gleichnamigen Film und auch im Rahmen der »Justice League« ist scheinbar niemandem etwas Neues für Prinzessin Diana eingefallen. Dabei ist sie in den Comics und Trickfilmen nicht nur das hübsche Haudrauf-Püppchen mit dem goldenen Lasso (die aktuell auffallend oft von schräg  hinten gefilmt wurde), sondern heißblütig, scharfzüngig und bisweilen sogar recht übermütig. All das ist sie hier nun (wieder) nicht. Auch der ältliche Batman, als Drahtzieher der neuen Super Group, kommt recht eindimensional daher.

Ben Affleck macht seine Sache gut, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck, vor allem wenn man Michael Keaton und Christian Bale im Hinterkopf hat. Und Jason Momoa als Aqua Man - er ist einfach präsent. Bekommt ein paar schöne Oben-Ohne-Szenen und einige flotte Sprüche auf die Lippen, mehr aber auch nicht. Dass er der Herrscher des untergegangenen Atlantis ist, erfährt man so nebenbei. Hauptsache noch mal eine „er kommt aus dem Wasser - Szene". 

Die Grundstory des Films, der böse böse Steppenwolf, der wohl früher schon mal auf der Erde war, als Atlantis noch per Sachsenticket erreichbar war, Götter die Welt beherrschten und Tiere noch sprechen konnten, möchte die Welt (unsere) unterwerfen und in einen blubbernden Lavaklumpen verwandeln, weil das eben so sein Ding ist. Dazu benötigt er aber dreierlei „Mutterboxen" (was für eine überflüssige Übersetzung von Motherbox), die deftige Energie abstrahlen, Dimensionstore öffnen und 20% auf Tiernahrung ermöglichen, oder so. Hier wäre eigentlich ein idealer Einstieg in die Geschichte entstanden, denn so ganz am Rande und wenn man gut aufpasst, erfährt man, dass der nächste im Gerechtigkeitsteam, Cyborg, genau durch solch eine Box als androides Mischwesen entstanden ist, weil sein Vater ein übereifriger Wissenschaftler bei Star Labs ist und mit außerweltlichen Dingen, inkl. Mutterboxen, herumexperimentiert. Eben jene Fakultät, in der eigentlich auch der letzte Supertyp, The Flash, zu Hause ist. Stattdessen muss der junge Barry Allen heute alleine in einem alten Schuppen herum blitzen.

Wenigstens ihm aber hat man im Drehbuch etwas Persönlichkeit spendiert, seine jungenhafte, unbeholfene Art sorgt für etwas Schwung und Humor im eher trögen Gerechtigkeitskampf. Ansonsten bietet das Buch wenig Spannendes. Statt einfallender außerirdischer Kreaturen gibt es nun außerdimensionale Paradämonen, die sich moralfrei abschlachten lassen und einen computergenerierten Bösewicht, der nicht mehr als seine Allmachtphantasien und belanglosen Hate Speech fallen lässt, für den er bei Facebook nicht mal ne Rüge bekommen hätte. Glücklicherweise ist ja Superman wieder auferstanden, hat seine Zombie-Psychophase mit einem Küsschen von Louis Lane sofort überwunden und schlägt den bösen (Steppen)Wolf am Ende in die Flucht. Wer hätte das wohl gedacht! Er macht die League eigentlich überflüssig, im Gegensatz zu Avenagers oder X Men entsteht keine Gruppendynamik, und so bleibt der Film nicht mehr als ein netter Zeitvertreib für Comicfreunde.

Einziger Lichtblick im Drittligakampf ist es, dass wohl Lust und rechtliche Möglichkeiten aufgekommen sind, die klassischen musikalischen Themen aufzugreifen. Sowohl John Williams' Superman als auch Danny Elfmans 89er Batman klingen durch. Da wird einem warm ums Herz. Und darum geht es doch zum Weihnachtsfest! Danke Zack Snyder (und Joss Whedon).

Pinselbube

http://www.warnerbros.de/kino/justice_league.html