Der Imker - Mêşvan

Dokumentation, Schweiz/Frankreich/Türkei/Kurdistan 2013, 112 min

Der Großvater von Ibrahim Gezer tauschte einst ein Schaf gegen zwei Bienenvölker. Viele Jahre später besaß Ibrahim selbst 500 Bienenvölker, war finanziell nahezu unabhängig und auch als Vater von 11 Kindern ein angesehener Mann. Zerstört wurde die Idee vom selbstbestimmten und bienenfleißigen Leben durch die türkische Armee, denn Ibrahim Gezer ist Kurde. Er verlor im Kurdenkrieg eine Tochter und einen Sohn, sie wurde getötet, er ging zur Guerilla und floh selbst nach Europa, genauer in die Schweizer Berge, wo er auf der Realp und in Andermatt wieder Bienenvölker züchtet. Bis dahinauf war es für den Mann ein buchstäblich langer und steiniger Weg. Aber Ibrahim sucht, wo er geht und steht, den Kontakt zu anderen Menschen, und dank seiner liebenswerten Offenheit findet er auch in der Schweiz Freunde. Durch das Objektiv der Kamera betrachtet, ist er der Archetyp von einem Imker, doch sein Aufenthaltsstatus erlaubt ihm hier nur eine „richtige“ Arbeit, also arbeitet er in einer Fabrik. Dabei wäre er längst im Rentenalter. Hätte sein Vater ihm nicht einst ein falsches Geburtsdatum in den Pass geschmuggelt. Damit er noch vor der Armeezeit zu Frau und Kindern komme. Dass der syrischstämmige Regisseur Mano Khalil, selbst Kurde, von Gezers absurder Geschichte Wind bekam, war ein Glücksfall und bildete die Grundlage für diesen wunderbaren Dokumentarfilm. Vermittelt er doch sehr erhellende Einblicke in den täglichen Kampf um die Menschenwürde; das höchste europäische Kulturgut, abgesehen von gutem Honig. Apropos; bei den Filmtagen Solothurn 2013 heimsten die Bienen von »More Than Honey« und »Der Imker« die Preise ein. Eigentlich wollte ja auch Mano Khalil was über die emsigen Insekten machen, doch dann fesselte ihn die Geschichte des Imkers. Beide Männer verbindet seither eine tiefe Freundschaft, und so gesehen, konnte der Syrer dem Türken ein wenig von dem zurückgeben, was beiden einst verloren ging.
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