Die Geschichte einer Familie

Der deutsche Regisseur Karsten Dahlem, der das Drehbuch zu dem Drama »Freier Fall« geschrieben hat, geht mit seinen Filmen gern da hin, wo es wehtut. Auch bei seinem Regiedebüt »Die Geschichte einer Familie« geht es ans Eingemachte. In dem 87-Minüter kehrt die ehemalige Stuntfahrerin Chrissi (Anna Maria Mühe), die nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, in ihren Heimatort zurück. Ihr Leben, bei dem sie viel unterwegs war und überall ihrer Arbeit nachgehen konnte, endete mit einem Schlag. Dort muss sie sich mit verdrängten Erinnerungen beschäftigen, was durch die Auseinandersetzung mit ihrem Vater (Michael Wittenborn) und das spätere Auftauchen der Mutter (Therese Hämer) noch verstärkt wird. Dahlem, der auch das Drehbuch schrieb, kreierte eine Geschichte über Schuld und Vergebung. Die familiären Bande sind hier überschattet, und was wieder ans Licht kommt, ist für alle Beteiligten schmerzhaft. Dass das für das Publikum so spürbar wird, verdankt der Film dem großartigen Spiel von Anna Maria Mühe (»Novemberkind«). Im Zusammenspiel mit Wittenborn werden die Verletzlichkeit und der Schmerz von Tochter und Vater aufgedeckt. So entstand mit »Die Geschichte einer Familie« ein bewegendes, nah an der Realität angesiedeltes Drama. Es geht unter die Haut und zeigt, wie schwer die Beschäftigung mit der Vergangenheit und die Vergebung sein können.
Doreen